Offene Kinder- und Jugendarbeit: Formen & Jobmöglichkeiten
Offene Kinder- und Jugendarbeit trägt dazu bei, die Lebensqualität und die sozialen Strukturen in einer Gemeinde zu stärken, indem sie Möglichkeiten für die Begegnung und den Austausch von Heranwachsenden schafft. Als pädagogische Fachkraft bist du nicht nur für die Planung des Programms verantwortlich, sondern fungierst ebenso als Ansprechpartner für die Jugendlichen. Bei familiären, schulischen oder anderen persönlichen Problemen bietest du Hilfe und Unterstützung.
Eine Tätigkeit als Jugend- oder Sozialarbeiter ist somit zum einen abwechslungsreich, zum anderen mit einer großen Verantwortung verbunden. Dabei wird auch auf präventive Maßnahmen gesetzt, durch die negative Entwicklungen verhindert sowie die Resilienz der jungen Menschen gestärkt werden kann, um sie besser auf diverse Herausforderungen des Lebens vorzubereiten. Hierfür wird ihnen etwa vermittelt, wie sich Konflikte konstruktiv und gewaltfrei lösen lassen.
Mehr über die Merkmale der offenen Kinder- und Jugendarbeit erfährst du in diesem Artikel. Dabei stellen wir dir verschiedene Formen wie die mobile Jugendarbeit und die Arbeit als Streetworker vor. Ebenso verraten wir, was du studieren kannst, um eine Anstellung in diesem Bereich zu finden und welche Lehrinhalte du hierbei vermittelt bekommst.
Im weiteren Verlauf werfen wir einen nähren Blick auf die Aufgaben in der Jugendsozialarbeit und stellen dir weitere Berufe vor, bei denen du mit Kindern und Jugendlichen arbeiten kannst. Dazu zählt etwa die Arbeit in einer Kita oder die Tätigkeit als Lehrer in einer Schule.
Was ist offene Kinder- und Jugendarbeit?
Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist eine pädagogische Praxis, welche darauf abzielt, junge Menschen in ihrer persönlichen, sozialen und emotionalen Entwicklung ganzheitlich zu unterstützen. Im Gegensatz zu strukturierten oder institutionellen Ansätzen wie Schule oder Hort konzentriert sie sich darauf, einen informellen Rahmen zu schaffen, in dem Jugendliche möglichst selbstbestimmt und ohne Zwang teilnehmen können.
Dabei zeichnet sie sich durch folgende Aspekte aus:
- Niedrigschwelligkeit: Offene Einrichtungen wie Jugendzentren sind bewusst niedrigschwellig gestaltet, um allen jungen Menschen offenzustehen. Es gibt keine besonderen Zugangsvoraussetzungen, die erfüllt werden müssen. Das bedeutet, dass die Angebote für Heranwachsende aus verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen gleichermaßen zugänglich sind. Dieser Aspekt ist besonders wichtig, um auch Jugendliche mit herausfordernden Lebensumständen anzusprechen.
- Freiwilligkeit: Eine Teilnahme an den Angeboten wie einem Deeskalationstraining für Kinder ist stets freiwillig. Heranwachsende entscheiden selbst, ob sie an den Aktivitäten teilnehmen möchten oder nicht. Diese Entscheidungsfreiheit ermöglicht es den jungen Menschen, ein Gefühl der Autonomie und Selbstbestimmung zu entwickeln.
- Vielfältigkeit: Offene Einrichtungen bieten eine breite Palette von Aktivitäten an, um den unterschiedlichen Interessen der Heranwachsenden gerecht zu werden. Es kann sich etwa um sportliche, kulturelle, kreative oder bildende Aktivitäten handeln. Durch die Vielfalt der Angebote haben die Jugendlichen die Möglichkeit, sich in verschiedenen Bereichen auszuprobieren und dabei neue Interessen oder Talente zu entdecken. Ebenso können sie ihnen bei der Bewältigung persönlicher Probleme helfen, beispielsweise durch ein Jugendcoaching.
Ein zentrales Prinzip ist darüber hinaus die aktive Beteiligung der jungen Menschen. Sie werden ermutigt, ihre eigenen Bedürfnisse einzubringen und an der Gestaltung von Aktivitäten mitzuwirken. Dies kann dazu beitragen, ihr Selbstbewusstsein und ihre sozialen Kompetenzen zu stärken, indem sie Verantwortung übernehmen sowie ihre Ideen und Meinungen einbringen. Daneben zielt die offene Kinder- und Jugendarbeit darauf ab, soziale Probleme und Risikofaktoren frühzeitig zu erkennen und ihnen durch präventive Maßnahmen entgegenzuwirken.
Welche Formen der offenen Kinder- und Jugendarbeit gibt es?
Die offene Kinder- und Jugendarbeit umfasst verschiedene Formen, um Heranwachsenden einen sicheren Raum zu bieten, in dem sie sich entfalten und soziale Kontakte knüpfen können. Eines der häufigsten Formate sind offene Treffpunkte. Hierzu gehören Jugendzentren, -clubs oder andere Jugendtreffs, bei denen Jugendliche ihre Freizeit verbringen können. Ebenso dienen sie dem Knüpfen neuer Freundschaften und bieten die Chance, sich abseits des Bildungssystems auszuprobieren.
Wird etwa ein Heranwachsender in der Schule gemobbt und leidet dadurch an einer sozialen Phobie, kann das Jugendzentrum Rahmen einer Therapie dazu genutzt werden, sich der eigenen Furcht zu stellen und gegen die Angststörung bei Kindern zu arbeiten. Die Fachkräfte vor Ort können die Einbindung des Kindes in die Aktivitäten unterstützen. Somit lernt es, dass es außerhalb der Schule akzeptiert wird und kann an seinem Selbstbewusstsein arbeiten.
Außerdem stehen unter anderem diese Formen zur Verfügung:
- Mobile Jugendarbeit: Die mobile Jugendarbeit richtet sich an Jugendliche, die keine festen Einrichtungen aufsuchen. Gründe können etwa Mobilitätseinschränkungen sein. Die Jugendarbeit geht daher zu den Heranwachsenden und bietet niedrigschwellige Unterstützung sowie Beratung an. Orte, an denen die mobile Jugendarbeit stattfindet, sind insbesondere Parks oder bestimmte Straßen in Problemvierteln von Städten.
- Streetwork: Eine spezielle Form der mobilen Arbeit ist Streetwork. Auch hier gehen die Jugendarbeiter in bestimmte Wohnviertel. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass sie aktiv den Kontakt zu den Heranwachsenden suchen und Ihnen Hilfsangebote unterbreiten. Die angesprochenen Jugendlichen haben oft größere Probleme und sind etwa obdachlos oder drogenabhängig.
- Ferienangebote: Viele Eltern können nicht zu allen Schulferien Urlaub. Ferienangebote sind folglich eine wichtige Ergänzung zur regulären Jugendarbeit und ermöglichen den jungen Menschen, ihre Freizeit in den Schulferien sinnvoll zu gestalten. Hierfür werden Ausflüge organisiert, Projekte gestartet oder Workshops angeboten. Diese können kreativer oder kultureller Natur sein, aber auch auf den Bildungsaspekt abzielen und zum Beispiel versuchen, die Konzentration bei Kindern zu fördern.
Wie finde ich einen Job in der offenen Kinder- und Jugendarbeit?
Für eine Tätigkeit in der offenen Kinder- und Jugendarbeit gibt es verschiedene Ausbildungs- beziehungsweise Studienmöglichkeiten. Grundsätzlich ist eine soziale oder pädagogische Ausbildung nötig. Mit dieser zeigst du, dass du in der Lage bist, mit Menschen zusammenzuarbeiten. Gute Jobaussichten hast du mit einem Studium der Sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik.
Während des Studiums werden dir theoretische Kenntnisse, praktische Fähigkeiten und ethische Grundsätze vermittelt, die für die soziale Arbeit mit Menschen jeden Alters von Bedeutung sind. Das heißt, dass du nicht nur im Bereich der offenen Jugendarbeit tätig sein darfst, sondern beispielsweise auch in der Altenhilfe eine Anstellung finden kannst. Ein wachsendes Tätigkeitsfeld ist zudem die Arbeit mit Geflüchteten.
Der Modulplan im Studium umfasst eine Vielzahl von Fächern, die darauf abzielen, den Studierenden ein breites Verständnis für soziale Probleme, gesellschaftliche Strukturen und pädagogische Methoden zu vermitteln.
Zum Lehrplan gehören unter anderem diese Themen:
- Grundlagen der Sozialen Arbeit: Bei den Grundlagen geht es um Konzepte, Theorien und Methoden der Sozialen Arbeit. Dazu gehören insbesondere die Prinzipien der Menschenrechte, welche als grundlegende Basis für soziale Gerechtigkeit dienen. Als Student setzt du dich außerdem mit der sozialen Arbeitsethik auseinander, die Verhaltensnormen und Werte definiert, die in der Arbeit mit Klienten von Bedeutung sind.
- Entwicklungspsychologie: Ein umfassendes Verständnis für die Entwicklung von Heranwachsenden ist entscheidend für die soziale Arbeit in der Kinder- und Jugendhilfe. Aus diesem Grund solltest du ebenfalls wissen, wie du individuelle Entwicklungsbedürfnisse erkennen kannst, um anschließend maßgeschneiderte Unterstützungsmethoden zu entwickeln.
- Sozialpolitik: Dieser Themenbereich vermittelt den Studierenden Kenntnisse über die Sozialgesetzgebung, bestehende Sozialsysteme sowie staatliche Leistungen. Dieses Wissen benötigst du, um anderen Personen dabei zu helfen, Zugang zu sozialen Dienstleistungen und finanziellen Unterstützungsmaßnahmen zu erhalten.
Wichtig ist es überdies, das Jugendschutzgesetz zu kennen, da die Angebote in Jugendzentren und bei anderen Anlaufstellen so ausgerichtet sein sollten, dass die Regelungen eingehalten werden.
Aufgaben in der offenen Kinder- und Jugendarbeit
Mit Heranwachsenden zu arbeiten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe, auf die dich dein Studium gut vorbereiten sollte. Am besten schnupperst du bei einem Praktikum schon mal in einen Jugendtreff hinein, um festzustellen, ob dir die Tätigkeiten Spaß machen. Im Gegensatz zum Beruf des Erziehers trägst du weniger Verantwortung, gleichzeitig kann der Umgang mit Teenagern schwierig sein. Pädagogische Kurse können dich darauf vorbereiten, wie du mit Heranwachsenden kommunizierst und in Konfliktsituationen handelst.
Als Sozialarbeiter stehst du den Heranwachsenden aber auch bei Problemen beiseite und bist somit eine wichtige Vertrauensperson. Du hörst dir ihr Anliegen an und hilfst bei der Suche nach einer Lösung. Dabei begegnest du den Jugendlichen im Rahmen einer vertrauensvollen Beziehung auf Augenhöhe. Bei Bedarf vermittelst du den Kontakt zu anderen Anlaufstellen, unter anderem einer Drogenberatung oder dem Jugendamt.
Eine weitere zentrale Aufgabe ist die Planung und Organisation der Angebote und Aktivitäten für Kinder und Jugendliche. Diese sollten an die Bedürfnisse und Interessen der Zielgruppe angepasst sein. Hierfür hältst du Rücksprache mit ihnen und beziehst sie aktiv in die Planung mit ein. Die Heranwachsenden können sich beispielsweise an der Vorbereitung eines Ausflugs, Projekts oder einer Veranstaltung beteiligen.
Um die jungen Menschen professionell auf ihrem Weg zu begleiten, solltest du bestimmte persönliche Eigenschaften mitbringen. Dazu gehört eine große Flexibilität. Gerade in der Pubertät können sich die Bedürfnisse der Jugendlichen schnell ändern. Ebenso stehen Stimmungsschwankungen und Meinungsänderungen an der Tagesordnung. Du solltest in der Lage sein, auf die sich ändernden Gegebenheiten spontan zu reagieren.
Ebenso relevant ist Durchsetzungsfähigkeit. Da die Angebote freiwillig sind, darfst du den Heranwachsenden zwar keine direkten Vorschriften machen. Hält sich jedoch ein Jugendlicher nicht an die Umgangsregeln, indem er etwa Gewalt ausübt oder andere Heranwachsende beleidigt, sollte er von den Angeboten ausgeschlossen werden. Hierbei sind ebenso eine klare und verständliche Kommunikation sowie ein großes Selbstbewusstsein nötig.
Weitere Berufe mit Kindern und Jugendlichen
Neben der Tätigkeit als Sozialarbeiter oder Pädagoge gibt es eine Reihe weiterer Berufe mit Jugendlichen und Kindern. Eine Position ist etwa der Lehrerberuf. Du spezialisierst dich dafür auf eine bestimmte Schulform. Zudem wählst du zwei bis drei Fächer aus, die du unterrichten möchtest. Dementsprechend gestaltet sich dann dein Studium. Zu deinen Hauptaufgaben als Lehrer gehört die Vorbereitung und Gestaltung des Unterrichts.
Bevorzugst du die Arbeit mit Kindern im Vorschulalter, kannst du beispielsweise Erziehungswissenschaften studieren und dich in einer Kita um das Wohlergehen der Heranwachsenden kümmern. Du gestaltest den Tagesablauf, planst pädagogische Aktivitäten und schaffst eine förderliche Lernumgebung, die die individuelle Entwicklung der Heranwachsenden unterstützt. Zudem arbeitest du eng mit den Eltern zusammen, um die Bedürfnisse und Interessen der Kinder zu verstehen.
Weiterhin hast du die Option, als Berater Heranwachsende und deren Familien bei Schwierigkeiten Hilfe zu bieten:
- Familienberater: In der systemischen Familienberatung arbeitest du mit Familien zusammen, um Konflikte zu lösen und die Beziehung zwischen den Familienmitgliedern zu verbessern. Dabei wird die Familie als Ganzes betrachtet. Mit systemischen Methoden wie der Familienaufstellungen unterstützt du die Familienmitglieder dabei, alte Muster zu überwinden und neue Perspektiven zu entwickeln, um langfristige Harmonie und Zufriedenheit zu fördern.
- Kinder- und Jugendcoach: Ein Coaching für Kinder bietet individuelle Unterstützung für Heranwachsende, um sie bei der Bewältigung von persönlichen Herausforderungen, schulischen Problemen oder Lebenskrisen zu unterstützen. Er bietet insbesondere Hilfe bei Mobbing oder bei der Trennung der Eltern. Als Coach arbeitest du ressourcenorientiert und stärkst die Selbstwirksamkeit der jungen Menschen, indem du ihnen hilfst, ihre Stärken sowie Fähigkeiten zu erkennen.
Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist somit nur einer von mehreren Berufen mit Kindern. Mit deinem Studiengang legst du den Grundstein für deine späteren Tätigkeiten. Bevor du dich für einen entscheidest, solltest du daher wissen, welchen der pädagogischen Berufe du ausüben möchtest.