Unglücklich als Erzieherin – was kann ich tun?
Glücklich spielende Kinder beaufsichtigen, gemeinsam mit ihnen basteln und musizieren – hast du dir so ähnlich den Alltag in einer Kita vorgestellt? Die wenigstens angehenden Kinderbetreuer wissen, was wirklich auf sie zukommt. Sie spüren erst später, wie stressig der Alltag ist und sind dann unglücklich als Erzieherin.
Das muss jedoch nicht sein. Niemand sollte jeden Tag aufstehen und einer Arbeit nachgehen, die ihm nicht gefällt oder krank macht. Es gibt schließlich genug alternative Berufe für Erzieherinnen.
Gute Einstiegschancen auf Quereinsteiger warten etwa in technischen und handwerklichen Berufen. Bei Interesse lohnt sich die Anfrage auf einen Probearbeitstag. Viele Unternehmen sind auf der Suche nach engagiertem Nachwuchs und gewähren diesen daher gern.
Weiteren Möglichkeiten für einen Berufswechsel gehen wir in diesem Artikel auf den Grund. Dafür beleuchten wir zunächst die Auslöser für eine mögliche Frustration in deinem Job sowie den Sonderfall psychischer Probleme.
Danach zeigen wir verschiedene Wege aus dem Erzieherberuf auf. Beispielsweise kannst du durch eine Weiterbildung eine neue berufliche Richtung einschlagen.
Ebenso steht es dir offen, in ein komplett neues Berufsfeld einzusteigen. Hierfür sind viel Ehrgeiz und Engagement nötig, da du dir neue Fähigkeiten aneignen musst.
Der Wechsel lohnt sich jedoch, wenn du dafür eine erfüllende Aufgabe findest und zukünftig gern zur Arbeit gehst.
Bist du unglücklich als Erzieherin? Die Auslöser für deine Frustration
Es existieren verschiedene Gründe, warum Erzieherinnen im Kindergarten unzufrieden mit ihrem Job sind. Diese reichen von individuellen Faktoren bis hin zu systemischen Herausforderungen.
Die meisten Personen, die von sich aus sagen „Ich will nicht mehr als Erzieherin arbeiten“, haben mit einer sehr hohen Arbeitsbelastung zu kämpfen.
Die Arbeit im Kindergarten erfordert eine Menge körperliche und emotionale Energie. Das Stresslevel steigt dabei an, wenn nur wenig Personal vorhanden ist.
Denn je mehr Kinder eine Kita-Mitarbeiterin betreuen muss, desto mehr Verantwortung lastet auf ihr. Gibt es dann noch Heranwachsende, die herausfordernde Verhaltensweisen zeigen, sind die Betreuer zwangsläufig überfordert.
Hinzu kommen folgende Faktoren:
- Geringe Bezahlung: Als Erzieher hast du ein Einstiegsgehalt von rund 3000 Euro brutto im Monat, welches nur langsam ansteigt. Als Kinderpfleger verdienst du noch etwas weniger. Vielen Kita-Mitarbeitenden ist dies für die stressigen Tätigkeiten ein zu geringes Entgelt. Sie haben nicht das Gefühl, dass ihre anstrengende Arbeit ansprechend honoriert wird.
- Mangelnde Entwicklungsmöglichkeiten: Die Karrieremöglichkeiten für Erzieher sind begrenzt. Einigen gelingt der Aufstieg zur Kita-Leitung. Dies zu erreichen, ist jedoch mit einigen Hürden verbunden. Das gilt vor allem dann, wenn man nicht studiert hat. Einige Erzieher bauen sich darum ein zweites Standbein auf, zum Beispiel als Kinder- und Jugendcoach.
- Gesundheitliche Probleme: Viele Kita-Mitarbeiter klagen darüber, dass sie häufig krank sind, da sich Viren in den Einrichtungen leicht vermehren. Ebenso treten durch die hohe Lautstärke in Kindergärten Schwerhörigkeit oder Tinnitus auf. Ergänzend kommen Rückenschmerzen hinzu, da vor allem in der Krippe Kinder noch oft hochgehoben werden müssen.
- Schlechte Work-Life-Balance: Kita-Mitarbeitende brauchen ausreichend Gelegenheit, sich von der Arbeit zu erholen. Die Arbeitszeiten sind jedoch häufig unflexibel, da sie zwangsweise an den Öffnungszeiten der Kita ausgerichtet sind. Müssen eigene Kinder versorgt werden, kann das zu Problemen führen. Auch Homeoffice ist im Vergleich zu vielen Büroberufen nicht möglich.
Psychische Probleme durch den Job
Die Anforderungen der Eltern an die Erzieher einer Kita sind hoch. Hinzu kommen viele Situationen, in denen Kinder herumschreien oder nicht hören wollen. Die Arbeit in einer Krippe oder einem Kindergarten kann auf vielfältige Arten belastend sein.
Viele Kinderpfleger schämen sich für ihre Emotionen. Schließlich können sich viele Menschen nicht vorstellen, wie stressig Berufe mit Kindern sind.
Gerade Personen ohne Kinder haben nur das Bild vor Augen, wie man den ganzen Tag mit Kindern spielt. Dass das Spielen nur einen Bruchteil der Tätigkeiten ausmacht, sehen sie jedoch nicht.
Leidest du unter psychischen Problemen, solltest du auf jeden Fall etwas dagegen tun. In einem ersten Schritt solltest du deine Gefühle und Symptome genauer analysieren. Wann geht es dir schlecht?
Welche körperlichen Beschwerden nimmst du dabei wahr? Notiere am besten alle deine Gedanken in einem Buch.
Als Nächstes solltest du das Gespräch mit der Kita-Leitung suchen. Möglicherweise kannst du andere Aufgaben übernehmen oder auf andere Weise entlastet werden. Manchmal hilft es auch, die Arbeitszeit für eine Weile zu reduzieren, damit du mehr Ausgleich hast.
Zudem gibt es Online Fortbildungen für Erzieher, bei denen diese Tipps für den Umgang mit stressigen Situationen im Kita-Alltag bekommen. Frage deinen Arbeitgeber nach einer Förderung für den Besuch eines solchen Kurses.
Bessert sich deine Situation nicht, solltest du professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und dich an einen Psychologen wenden. Dieser unterstützt dich dabei, geeignete Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Unterstützt wird eine Therapie durch das Erlernen von Stressmanagement-Techniken wie Meditation, Entspannungsübungen oder Atemtechniken. Diese tragen zum Abbau des Stresslevels bei.
Um wieder zu neuer Stärke zurückzufinden, solltest du in jedem Fall auf dich selbst achten. Nimm dir Zeit für regelmäßige Pausen und Entspannung. Achte außerdem auf ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung und körperliche Aktivität als Ausgleich.
Des Weiteren wirkt der Austausch mit Freunden oder anderen Betroffenen oft emotional befreiend.
Unglücklich als Erzieherin? Wege aus dem Erzieherberuf
Bist du in deinem aktuellen Job unglücklich, kannst du dich nach alternativen Berufen für Erzieher umsehen. Bleibst du in pädagogischen Berufen, hat das den Vorteil, dass du deine bisher erworbenen Kompetenzen weiterhin nutzen kannst.
Du musst somit nicht bei null anfangen und noch einmal mehrere Jahre in eine pädagogische Ausbildung oder ein Studium investieren.
Die Palette an pädagogischen Berufen ist breit. Denkst du einmal abseits von Krippe und Kindergarten, wird dir die Vielfalt sicher auch bewusst werden.
Naheliegend sind unter anderem diese Einsatzbereiche:
- Schule: Als Pädagoge hast du die Möglichkeit, Schulsozialarbeiter zu werden. Hierbei handelt es sich um Fachleute, die in Schulen arbeiten und eine essenzielle Rolle bei der Unterstützung von Schülern spielen. Ihre Aufgaben zielen darauf ab, ein positives schulisches Umfeld zu schaffen sowie auftretende Probleme zu lösen. Des Weiteren fördern Schulsozialarbeiter die Heranwachsenden in ihrer Entwicklung. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Unterstützung von Schülern in schwierigen Lebenssituationen.
- Hort: Die Hauptverantwortung von Betreuern im Hort besteht darin, sich nach dem Unterricht um die Schulkinder zu kümmern. Dies umfasst die Aufsicht und Betreuung der Kinder, während sie ihre Hausaufgaben erledigen und Freizeit haben. Bei Fragen rund um das Thema Schule bist du einer der ersten Ansprechpartner. Manchmal vertrauen Schulkinder ihren Hortbetreuern auch schulische oder private Probleme an.
- Jugendclub: Pädagogen in einem Jugendclub sind verantwortlich für die Organisation und Durchführung von Aktivitäten, die auf die Interessen von Jugendlichen zugeschnitten sind. Sie schaffen eine sichere Umgebung, in der Heranwachsende Gleichaltrige treffen können. Zu den Aufgaben der pädagogischen Aufsichtspersonen gehören außerdem die Unterstützung bei persönlichen Problemen sowie die Förderung von sozialen Fähigkeiten.
Bei diesen Einsatzbereichen betreust du zwar auch Heranwachsende, hast aber mit anderen Altersgruppen zu tun. Schulkinder sind selbstständiger als Kita-Kinder und müssen weitaus weniger umsorgt werden.
Zudem nimmst du eine stark beratende Funktion ein, ähnlich wie ein Kindercoach.
Neue Tätigkeiten durch Weiterbildung
Damit du einen neuen Tätigkeitsbereich findest und beispielsweise an einer Schule eine Anstellung findest, solltest du eine passende Weiterbildung für Erzieher absolvieren.
In manchen Fällen ist auch eine Umschulung nötig. Dies hängt davon ab, welche Einstellungskriterien für deinen neuen Traumberuf gelten und welche Erfahrung du bereits mitbringst.
Hast du ein Studium in Pädagogik oder Soziale Arbeit absolviert, eignen sich deine Kenntnisse für eine Reihe weiterer Jobs. Es kann jedoch erforderlich sein, eine spezielle Schulung zu absolvieren, die dir noch einmal Spezialkenntnisse vermittelt.
Planst du beispielsweise in die Verwaltung eines sozialen Trägers zu gehen, sind wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse von Vorteil.
Ebenso reizvoll kann es sein, sich nach außergewöhnlichen Jobs für Erzieher umzusehen. Hast du zum Beispiel schon mal etwas von den Tätigkeiten eines Familiencoachs gehört?
Hierbei handelt es sich um einen professionellen Berater, der Familien bei verschiedenen Herausforderungen Hilfestellung gibt.
Es muss sich hierbei nicht zwangsläufig um Konflikte handeln. Ebenso kann er zur Verbesserung der Kommunikation oder des Erziehungsstils beitragen. Bei einer Scheidung kann er zwischen den Elternteilen und dem Nachwuchs vermitteln.
Durch die Arbeit mit dem Familiencoach sollen die Beziehungen zwischen den Mitgliedern einer Familie gestärkt und positive Veränderungen herbeigeführt werden.
Eine weitere Berufsalternative ist die Soziale Arbeit. Sozialarbeiter sind in verschiedenen sozialen und gemeinnützigen Organisationen tätig, um Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Die Aufgaben von Sozialarbeitern sind äußerst vielfältig und hängen von ihrem jeweiligen Arbeitsumfeld und ihrer Spezialisierung ab.
Tätigkeitsbereiche sind unter anderem die Kinder- und Jugendarbeit, die Behindertenhilfe sowie die Seniorenbetreuung.
Zudem sind sie an der Entwicklung und Umsetzung von Programmen beteiligt, die darauf abzielen, die Lebensqualität in bestimmten Teilen der Gesellschaft zu verbessern.
Unglücklich als Erzieherin: Deine Alternativen sind vielfältig
Möchtest du gar nicht mehr mit Kindern zusammenarbeiten, kommen nur alternative Berufsfelder für Erzieher infrage. Um in diesen erfolgreich durchzustarten, benötigst du eine entsprechende Weiterqualifizierung.
Diese kann sehr kostenintensiv sein. Wagst du dich zum Beispiel an eine zweite pädagogische Ausbildung, erhältst du wieder ein Azubi-Gehalt. Mit diesem sind die Lebenshaltungskosten in der Regel nur schwer zu decken.
Hilfe findest du zum Beispiel bei der Bundesagentur für Arbeit. Diese können dich über entsprechende Weiterbildungsprogramme informieren und wissen, wann eine Übernahme der Kosten durch den Bund möglich ist.
Startest du eine neue Karriere, solltest du zuvor sichergehen, dass dir der neue Beruf besser gefällt. Pädagogen haben beispielsweise im Bereich der Pflege gute Einstiegschancen.
Möchtest du jedoch nicht mehr den ganzen Tag mit Menschen zusammen, kommt diese Alternative nicht infrage. Ähnlich sieht es im Gesundheitssektor aus.
Überlege dir, ob du gern handwerklich etwas tun möchtest oder dir lieber eine Bürotätigkeit als Erzieherin wünschst. Schaue bei der Auswahl nicht nur nach dem Gehalt, sondern auch nach der Work-Life-Balance.
Eine Stelle als Sachbearbeiterin im öffentlichen Dienst bietet dir zum Beispiel oftmals die Möglichkeit auf Homeoffice und eine flexible Arbeitszeitgestaltung. Zudem ist der Job krisensicher.
Du siehst: Niemand muss unglücklich als Erzieherin bleiben, es gibt noch viele alternative Berufsfelder.