Gibt es eine Weiterbildung zum Lehrer für Erzieher?
Mit einer pädagogischen Grundausbildung stehen dir verschiedene Berufswege offen, unter anderem die Arbeit in einem Kindergarten oder Hort. Doch auf Dauer ist ein Job wie dieser nicht für jeden geeignet. Lauter Kinderlärm und körperliche Anstrengung sind nur zwei Aspekte, die hierbei ins Gewicht fallen und dazu führen, dass Angestellte nach alternativen Beschäftigungsmöglichkeiten suchen.
Mit einer Weiterbildung zum Lehrer für Erzieher eröffnet sich eine neue berufliche Perspektive für die Personen, die nach einigen Jahren im Kindergarten lieber mit älteren Kindern arbeiten möchten. Während früher ausschließlich studierte Lehrkräfte an Schulen angestellt wurden, gibt es in vielen deutschen Bundesländern mittlerweile auch für Quereinsteiger Wege, als Lehrkraft zu arbeiten. Mit dieser Maßnahme sollen offene Stellen schneller besetzt werden können.
Während sich der Fachkräftemangel erst stark in bestimmten Fachrichtungen wie Mathematik und Naturwissenschaften zeigte, werden die Lücken nun immer größer. Viele Lehrende gehen vorzeitig in Rente oder verlassen den Beruf aus anderen Gründen. Dies verschärft den Fachkräftemangel und macht es notwendig, alternative Wege zu finden, um neue Personen für den Lehrberuf zu gewinnen. Davon Betroffene sind sowohl Grundschulen als auch weiterführende Bildungseinrichtungen.
Worin sich der Beruf des Lehrers und Erziehers unterscheiden und welche Gründe für den Berufswechsel sprechen, erfährst du in diesem Artikel. Zudem erklären wir, wie du mit einem Studium oder als Seiteneinsteiger Zugang zum Lehrerberuf finden kannst.
Wie unterscheiden sich die Berufe?
Die Arbeit von Erziehern und Lehrkräften gehören zu den pädagogischen Berufen.
Dennoch unterscheiden sie sich in einigen Aspekten:
- Zielgruppe: Beide Jobs sind Berufe mit Kindern, die sich jedoch in unterschiedlichen Altersgruppen befinden. Als Lehrerin arbeitest du mit Schülern, die je nach Schulform zwischen sechs und achtzehn Jahren alt sind. Im Gegensatz dazu betreut das Kita-Personal im Kindergarten Heranwachsende im Vorschulalter, in der Regel von null bis sechs Jahren.
- Arbeitsumgebung: Die Arbeitsumgebungen variieren ebenfalls stark. Lehrer arbeiten hauptsächlich in schulischen Einrichtungen wie Grundschulen, Hauptschulen, Realschulen oder auf einem Gymnasium. Die Arbeit findet im Klassenzimmer statt. Erziehende sind in Kindergärten und Krippen oder anderen vorschulischen Einrichtungen tätig. Sie arbeiten in Gruppenräumen und halten sich viel im Freien auf. Bist du für Kita-Kinder zuständig, finden regelmäßige Ausflüge statt.
- Aufgaben: Lehrkräfte vermitteln fachliche Kenntnisse und Kompetenzen in verschiedenen Fächern wie Mathematik, Deutsch sowie Naturwissenschaften. Sie bereiten Unterrichtsstunden vor, halten den Unterricht und bewerten Schülerleistungen durch diverse Prüfungen. Erziehende hingegen fördern die Entwicklung der Kinder durch spielerische Aktivitäten. Weiterhin führen sie pädagogische Angebote durch, die auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sind, und unterstützen die Heranwachsenden in alltäglichen Abläufen. Zudem beobachten und dokumentieren sie die Entwicklung der Kinder.
Während der Ausbildung erwerben sowohl angehende Erziehende als auch Lehrkräfte pädagogische Qualifikationen. Jedoch musst du normalerweise ein dreijähriges Studium an einer Universität absolvieren, um Lehrer zu werden. Nach dem Studium durchläufst du ein Referendariat. Hierbei handelt es sich um eine praktische Ausbildungsphase in einer Schule.
Im Gegensatz dazu schließen Erziehende eine Ausbildung an einer Fachschule oder Fachakademie für Sozialpädagogik ab, die sowohl theoretische als auch praktische Anteile umfasst. Diese Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und endet mit einer staatlichen Prüfung. Ebenso ist ein Studium für Erzieher möglich. Geeignete Studiengänge sind etwa Erziehungswissenschaften oder Kindergartenpädagogik.
Gründe für den Berufswechsel
Für das Kitapersonal ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen an einer Weiterbildung für Erzieher teilzunehmen. Auf diese Weise kannst du deine beruflichen Kompetenzen erweitern und auf neue Herausforderungen im Berufsalltag adäquat reagieren. Mögliche Themen für eine Fortbildung sind etwa die Inklusionspädagogik, Medienkompetenz oder Sprachförderung. Manchen Beschäftigten genügt diese Form der Weiterentwicklung jedoch nicht, weil sie sich eine andere Arbeitsumgebung sowie veränderte Aufgaben wünschen.
In diesem Fall ist insbesondere eine Weiterbildung zum Lehrer für Erzieher eine Option. Der Lehrerberuf eröffnet potenziell bessere Aufstiegsmöglichkeiten sowie bessere Gehaltsaussichten im Vergleich zu Erziehern, die in der Kita tätig sind. Da es an vielen Schulen an Personal mangelt, gilt der Lehrerbesuch als krisensicher.
Motivierend kann die Aussicht sein, in einem anderen pädagogischen Kontext zu arbeiten. Du kannst einen langfristigeren Einfluss auf die Bildung und Entwicklung von Heranwachsenden nehmen als in einer Kita, da du sie über mehrere Jahre hinweg begleitet und unterrichtet. Dies bietet die Aussicht auf eine intensivere und strukturierte pädagogische Arbeit.
Bevor du dich auf die Suche nach einer entsprechenden Weiterbildung für Pädagogen machst, solltest du dich mit verschiedenen Schultypen und Unterrichtsfächern auseinandersetzen. Als Lehrerin spezialisierst du dich auf bestimmte Bildungsbereiche und vertiefst dein eigenes Wissen in einem Fachgebiet.
Dieses solltest du nicht nur interessant finden, sondern ebenso verstehen und erklären können. Überlege, welche Schulfächer du früher mochtest und bei welchen Themen deine Leistungen überdurchschnittlich gut waren.
Mache dir außerdem Gedanken darüber, an welcher Schulform du unterrichten möchtest. Mit eher jungen Heranwachsenden arbeitest du an einer Grundschule. An Haupt- oder Realschulen lernen Jugendliche ab der fünften Klasse. Im Gymnasium begleitest du diese bis zum Abitur. Passend zur Schulform ist es ratsam, eine pädagogische Zusatzqualifikation zu erwerben.
Wie werde ich Lehrkraft?
Um an einer Schule arbeiten zu können, reicht es nicht aus, Kenntnisse in Erziehung und Pädagogik zu haben. Da du es mit anderen Altersgruppen zu tun hast sowie vielfältige neue Aufgaben auf dich zukommen, ist als Qualifikation mehr nötig als eine Weiterbildung im sozialen Bereich.
Grundsätzlich stehen dir zwei Wege offen: der Quereinstieg sowie ein Studium.
Wolltest du schon länger nach der Erzieher Ausbildung studieren, kannst du dir mit einem Lehramtsstudium ein tiefgründiges Fachwissen aneignen. Im Bereich der Fachdidaktik geht es beispielsweise darum, Unterrichtseinheiten entsprechend den geltenden Lehrplänen vorzubereiten und auf verschiedene Lernniveaus anzupassen. Ebenso spielt die Förderung der Motivation der Schüler eine tragende Rolle. Ebenso müssen Lehrkräfte wissen, wie sie Leistungen gerecht bewerten. Deine Kenntnisse aus der Ausbildung zum Erzieher können dir hierbei zugutekommen.
Weitere wichtige Module neben der Spezialisierung auf Unterrichtsfächer sind diese:
- Medienpädagogik: Da wir in einer digitalen Welt leben, muss das angehende Schulpersonal wissen, wie digitale Medien effektiv in den Unterricht integriert werden. Hierzu gehört es auch, selbst digitale Unterrichtsmaterialien wie Präsentationen oder interaktive Übungen zu erstellen sowie die Medienkompetenz der Schüler zu fördern. Vielen Heranwachsenden sind zwar die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten des Internets, nicht aber deren Gefahren bekannt.
- Berufsethik: Weiterhin solltest du deine Rolle als Lehrerin und die damit verbundenen ethischen und moralischen Verpflichtungen reflektieren, bevor der Eintritt in den Beruf stattfindet. Jede Lehrkraft sollte sich bewusst darüber sein, dass sie als Vorbild agiert. In diesem Zusammenhang musst du auch wissen, wie Konflikte im schulischen Kontext konstruktiv gelöst werden können. Bei Mobbing oder ähnlichen Situationen dürfen Lehrkräfte nicht wegschauen, sondern müssen sich frühzeitig einbringen und Stellung beziehen.
In das Studium sind mehrere Praktika integriert, um praktische Unterrichtserfahrung zu sammeln. Hierbei beobachten und analysieren die Studierenden den Unterricht, bevor sie selbst vor die Klasse treten. Hierfür wird dir ein Mentor zur Seite gestellt.
Quereinstieg in die Schule
Möchtest du kein Studium auf dich nehmen, kannst du als Kindheitspädagoge beziehungsweise Erzieherin einen Quereinstieg versuchen. Je nach Bundesland gibt es hierfür unterschiedliche Möglichkeiten nach der Erzieherausbildung. Meist müssen Seiteneinsteiger einen intensiven Vorbereitungslehrgang besuchen. Hierbei werden sowohl theoretische als auch fachliche Kenntnisse vermittelt.
Seiteneinsteiger, die vorher in einem Kindergarten tätig waren, steigen im Bereich des Lehramts oft in einer Grundschule ein. Hier nimmt die Sozialpädagogik im Beruf einen größeren Stellenwert ein als bei älteren Schülern. In Bundesländern mit einem großen Fachkräftemangel ist zuweilen jedoch ebenso der Einstieg an einer weiterführenden Schule möglich.
In beiden Fällen kann der neue Job auf ein Jahr befristet ein. Während dieser Zeit musst du dich bewähren und zeigen, dass du für den neuen Beruf geeignet bist. Umgekehrt haben Lehrkräfte die Chance, eine Weiterbildung in Kindheitspädagogik zu absolvieren oder andere pädagogische Kurse zu besuchen, um sich für die Arbeit mit Kleinkindern zu qualifizieren.
Um deinem neuen Beruf gerecht zu werden, sind nicht nur Fachkenntnisse relevant. Vor allem Klarheit in der Kommunikation ist entscheidend für eine Lehrkraft, um komplexe Konzepte verständlich zu erklären. Zudem ist es wichtig, dass den Schülern positives und konstruktives Feedback geben. Das trägt dazu bei, dass diese ihre eigenen Stärken und Schwächen erkennen.
Im Zuge der Weiterbildung zum Lehrer als Erzieher ist es unerlässlich, dass du deine Fortschritte regelmäßig selbst reflektierst, um kontinuierlich an deiner beruflichen Entwicklung zu arbeiten. Nutze hierfür die Rückmeldung des erfahrenen Lehrpersonals und scheue dich nicht, diesen all deine Fragen zu stellen.