Wie hilft das Jugendschutzgesetz in der Ausbildung bei Mobbing?
Jugendschutz ist in Deutschland durch verschiedene Gesetze geregelt. Damit junge Menschen in einer sicheren und förderlichen Umgebung arbeiten können, muss das Jugendschutzgesetz auch bei deiner Ausbildung beachtet werden.
Hierzu gehört beispielsweise, dass dich dein Arbeitgeber an nicht mehr als fünf Tagen in der Woche in den Betrieb kommen lässt. Denn das ist laut Jugendarbeitsschutzgesetz verboten. Hält er sich nicht an die Regelungen, muss er mit Geldbußen oder anderen Strafen rechnen.
Viele Heranwachsende sehen während ihrer Ausbildungszeit die Probleme allerdings woanders. Denn häufig kommt es zu Mobbing-Vorfällen. Manche Azubis brechen ihren Bildungsweg deswegen sogar ganz ab und gefährden damit ihre weitere Zukunft.
Sie wissen sich in dem Moment nicht anders zu helfen. Das muss jedoch nicht sein. Denn auch bei Mobbing-Vorfällen gibt es gesetzliche Regelungen, mit denen du gegen die Täter vorgehen kannst.
In diesem Artikel möchten wir dir deine Rechte während der Ausbildung näher erläutern. Damit du die Hintergründe verstehst, erklären wir zunächst, warum Jugendschutz überhaupt wichtig ist und welche Inhalte im deutschen Jugendschutzgesetz zu finden sind.
Anschließend erläutern wir die Ziele, die im Speziellen mit dem Gesetz verbunden sind und was bei Verstößen passiert. Im letzten Abschnitt gehen wir darauf ein, auf welche bestehenden Gesetze du dich bei Mobbing berufen kannst.
Darüber hinaus geben wir dir weitere wichtige Tipps für das richtige Verhalten bei Mobbing mit auf den Weg und zeigen auf, wie du die Schikanen am besten verarbeitest. Denn wichtig ist vor allem eins: Lass dich von den Tätern nicht unterkriegen und dir deine Zukunft zerstören. Du kannst bei vielen Stellen Unterstützung finden, nimm diese Hilfe an!
Warum ist Jugendschutz wichtig?
Der Schutz von Heranwachsenden ist von besonderer Wichtigkeit. Er soll Kinder und Jugendliche vor potenziellen Gefahren und schädlichen Einflüssen wie Gewalt und Missbrauch bewahren. Ebenso unterstützt er die Eltern bei der Wahrnehmung ihrer verantwortungsvollen Aufgaben:
- Kindertageseinrichtungen, Jugendzentren und Familienberatungsstellen bieten Hilfen zur Erziehung. Sie sollen die Entwicklung und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben von Kindern fördern.
- Gesellschaftliche Schutzmechanismen greifen dann, wenn Eltern überfordert oder die Heranwachsenden im Elternhaus Gefahren ausgesetzt sind.
- Jugendämter können in diesem Fall Maßnahmen ergreifen, um Kindeswohlgefährdungen zu verhindern oder zu beseitigen.
- Bei familiären Konflikten können Familiengerichte eingeschaltet werden. Sie treffen Entscheidungen über das Sorgerecht, Umgangsregelungen oder Unterstützung durch die Jugendhilfe.
Das oberste Ziel des Jugendschutzes ist es folglich, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Heranwachsende gesund entwickeln können. Überdies zielen spezielle Jugendschutzmaßnahmen darauf ab, Jugendliche vor risikoreichem Verhalten zu bewahren.
Dazu gehören beispielsweise der Schutz vor dem Konsum von Alkohol und Tabak, vor Drogenmissbrauch, vor problematischer Mediennutzung sowie vor Glücksspielen. Hierfür wurden diverse Präventionsprogramme geschaffen. Durch diese werden die Heranwachsenden über ihre Rechte, Risiken und Schutzmaßnahmen aufgeklärt.
Natürlich ist aber nicht nur der Schutz von Jugendlichen, sondern auch die Fürsorge von Kindern von besonderer Bedeutung. Das spiegelt sich etwa in der Ausbildung für Erzieher wider. Diese lernen die wichtigsten Grundsätze des Kinder- und Jugendschutzes.
Zudem müssen Kita-Mitarbeitende in der Regel einen Erste-Hilfe-Kurs am Kind für Erzieher absolvieren. Damit wird sichergestellt, dass sie im Notfall eingreifen können und richtig handeln.
Inhalte des deutschen Jugendschutzgesetzes
Dass Heranwachsende geschützt werden müssen, ist keine neue Erkenntnis. Bereits am 6. Januar 1952 trat in der Bundesrepublik das „Gesetz zum Schutze der Jugend in der Öffentlichkeit“, kurz Jugendschutzgesetz, in Kraft.
Es dient dazu, Kinder und Jugendliche vor Gesundheitsgefahren, Ausbeutung sowie anderen schädlichen Einflüssen zu schützen. Somit soll ihnen eine förderliche Umgebung für ihre Entwicklung geboten werden. Dies bedeutet genauer:
- Schutz vor Gewalt: Das Jugendschutzgesetz (JuSchG) soll gewährleisten, dass Kinder und Jugendliche in einer sicheren Umgebung aufwachsen können. Dies beinhaltet den Schutz vor Gewalt, Missbrauch und Ausbeutung. Zudem regelt das Gesetz den Aufenthalt in Gaststätten, Casinos sowie den Zugang zu altersbeschränkten Veranstaltungen. Auch wenn viele Jugendliche die damit verbundenen Einschränkungen nicht mögen, haben sie einen wichtigen Hintergrund und sind stets zu beachten.
- Gesunde Entwicklung fördern: Vor allem junge Menschen sind anfälliger für schädliche Einflüsse und können die Konsequenzen ihres Handelns nicht immer abschätzen. Das JuSchG zielt aus diesem Grund darauf ab, die körperliche, geistige und seelische Entwicklung aller Heranwachsenden zu schützen.
- Schutz vor gesundheitsschädlichen Substanzen: Das JuSchG enthält ebenfalls verschiedene Bestimmungen zum Schutz der Gesundheit von Heranwachsenden. Hierzu gehören auch die Regeln zum Verkauf von schädlichen Substanzen wie Alkohol und Tabak, für die das Gesetz gewisse Altersgrenzen festlegt. Es soll verhindern, dass Jugendliche zu früh mit Suchtmitteln in Berührung kommen und gesundheitliche Schäden erleiden.
- Zugang zu Medieninhalten: Nicht alle Filme, Computerspiele und andere Medien sind für minderjährige Personen geeignet. Bestimmte Inhalte können verstörend auf Heranwachsende wirken. Diese brauchen dann eine lange therapeutische Begleitung, um innere Blockaden zu lösen. Im Rahmen des Jugendschutzes gibt es daher für jedes Medium eine Altersangabe. Dadurch werden Kinder und Jugendliche vor potenziell schädlichen oder altersunangemessenen Inhalten geschützt.
Des Weiteren soll die betriebliche Ausbeutung und Überforderung von Minderjährigen verhindert werden. Hierfür wurde der Jugendarbeitsschutz geschaffen, den wir im nächsten Abschnitt näher erläutern.
Das Jugendarbeitsschutzgesetz
Eine besondere Bedeutung hat der Jugendschutz auch bei der Berufsausbildung. Das gilt auch, wenn du Azubi in einem der Berufe mit Kindern bist, also beispielsweise Kinderpflegerin wirst.
Um Jugendliche vor möglichen Gefahren und Ausbeutung am Arbeitsplatz zu schützen, wurde in Deutschland das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) eingeführt. Jeder Arbeitgeber, der Personen im Alter zwischen 15 und 18 Jahren beschäftigt, muss sich an die darin festgeschriebenen Vorschriften und Bestimmungen halten.
Weiterhin werden mit dem JArbSchG diese Ziele verfolgt:
- Zeit für Schulbildung: Damit die Arbeit die schulischen Leistungen der Heranwachsenden nicht beeinträchtigt, dürfen diese während ihrer Schulzeit nur begrenzte Arbeitszeiten haben. Darüber hinaus muss die Arbeitszeit so gestaltet sein, dass ausreichend Zeit für den Schulbesuch und die Hausaufgaben zur Verfügung stehen.
- Schutz der Gesundheit: Damit die physische und psychische Gesundheit der jungen Arbeitenden geschützt wird, dürfen sie nur eine bestimmte Anzahl an Stunden je Tag und Woche arbeiten. Das schützt sie vor Überlastung. Außerdem gilt es, gesundheitliche Risiken und Belastungen am Arbeitsplatz zu vermeiden, die beispielsweise bei gefährlichen Arbeiten entstehen könnten.
Darüber hinaus finden sich im Gesetz Regelungen zu Pausenzeiten, Überstunden und Nachtarbeit. Es ist somit ein wichtiges Instrument zum Schutz junger Menschen und trägt dazu bei, die Rechte und das Wohlergehen von Auszubildenden zu gewährleisten.
Es gilt jedoch nicht nur für Aushilfsjobs oder die Präsenzzeiten in der Ausbildung, sondern ebenso, wenn du im Rahmen dieser eine Weiterbildung absolvierst. Die Auswahl hierfür ist vor allem in pädagogischen Berufen groß. Du kannst zum Beispiel eine Fortbildung für gewaltfreie Kommunikation oder eine Schulung für Schulsozialarbeiter absolvieren.
Verstöße gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz
In der Regel wird die Einhaltung des Gesetzes durch eine Aufsichtsbehörde überwacht. Das können zum Beispiel das Gewerbeaufsichtsamt oder das Amt für Arbeitsschutz sein. Ebenso können sich die jungen Arbeiter selbst an die zuständige Aufsichtsbehörde wenden, wenn sie Fragen haben oder einen Verstoß melden möchten.
Liegt in einem Betrieb ein Verstoß gegen das JArbSchG vor, gibt es verschiedene Möglichkeiten für Sanktionen. Diese können sein:
- Verwarnung: Bei geringen Verstößen können Verwarnungen ausgesprochen werden. Des Weiteren wird der Arbeitgeber dazu aufgefordert, die gesetzlichen Bestimmungen ab sofort ausnahmslos einzuhalten. Verwarnungen können auch mit speziellen Auflagen oder Fristen verbunden sein.
- Bußgeld: Bei schwereren Verstößen können Geldstrafen zur Abschreckung verhängt werden. Die Höhe der Geldbußen variiert je nach Schwere des Verstoßes. Für eine Beschäftigung Jugendlicher, durch die diese ihrer Schulpflicht nicht nachkommen können, werden etwa 1000 Euro fällig. Eine Beschäftigung an mehr als fünf Tagen pro Woche schlägt mit 500 Euro zu Buche.
- Beschäftigungsverbot: Wurde ein Unternehmen bereits mehrmals zu einer Geldstrafe verurteilt und kommt nach wie vor nicht seinen Verpflichtungen nach, darf es keine Personen unter 18 Jahren mehr beschäftigen.
Manchmal kann es auch vorkommen, dass ein Unternehmen Fragen in Bezug auf das JArbSchG hat. In diesem Fall kann es Kontakt zur Aufsichtsbehörde aufnehmen. Sie stehen den Arbeitgebern beratend zur Seite, indem sie diese über die Rechte und Pflichten bei der Beschäftigung von Minderjährigen informieren.
Hilft das Jugendschutzgesetz bei Mobbing?
Wirst du am Ausbildungsplatz gemobbt oder wirst Zeuge von Schikanen, hilft dir das JuSchG nicht unmittelbar. Wie bereits erwähnt, ist es vorrangig darauf ausgerichtet, Heranwachsende vor schädlichen Einflüssen aus den Medien zu schützen und die Entstehung von Süchten zu vermeiden.
Es enthält daher keine spezifischen Bestimmungen zur Hilfe bei Mobbing. Allerdings gibt es andere Gesetze und Regelungen in Deutschland, auf die du dich bei Mobbing berufen kannst:
- Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Widerfährt dir Mobbing vom Arbeitgeber, kommt unter anderem das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz zum Tragen. Es verbietet Diskriminierung aufgrund von Merkmalen wie dem Geschlecht, der Herkunft oder Religion. In diesem Fall kannst du rechtliche Schritte unternehmen und Schadensersatzansprüche geltend machen.
- Strafrecht: Je nach Vergehen kann Mobbing strafrechtliche Tatbestände erfüllen. Hierzu zählen zum Beispiel Beleidigung, Nötigung, Verleumdung oder auch Körperverletzung. Die Täter können entsprechend verfolgt und bestraft werden.
Viele Mobbing-Vorfälle werden jedoch gar nicht erst zur Anzeige gebracht. Die Betroffenen haben zu große Angst davor, dass ihnen dann negative Konsequenzen drohen. Es ist allerdings ratsam, die zuständigen Behörden zu kontaktieren und Beratungsstellen aufzusuchen.
Dort erhältst du Informationen darüber, welche rechtlichen Möglichkeiten dir zur Verfügung stehen, wie die Erfolgsaussichten sind und welche weiteren Unterstützungsangebote dir zur Verfügung stehen.
Je nachdem, wie alt du bei deiner Ausbildung bist, kannst du auch einen Kinder- und Jugendcoach suchen. Dieser kann dir beispielsweise dabei helfen, dein Selbstbewusstsein wieder zu stärken.
Außerdem weiß er, welche Verhaltensweisen bei Mobbing am Ausbildungsplatz erfolgreich sein können. Wendest du diese an, hast du vielleicht bald wieder deine Ruhe vor den Schikanen.
Andernfalls hilft es am Ende manchmal nur, einen der verwandten Berufe für Erzieher zu suchen und deinen Weg woanders fortzusetzen.
Maßnahmen gegen Mobbing am Ausbildungsplatz
Mobbing ist nicht nur an Schulen ein ernstes Problem, sondern auch in der Arbeitswelt. Je eher damit begonnen wird, das Selbstbewusstsein der Kinder zu stärken, desto besser können sie mit Schikanen umgehen.
In einem Coaching für Kinder können Heranwachsende zum Beispiel lernen, persönliche Angriffe richtig einzuordnen und den Tätern gar nicht erst zu viel Raum zu geben.
Wichtig ist vor allem, dass du dich nicht versteckst. Wenn du in deiner Ausbildungszeit gemobbt wirst, solltest du dir Hilfe zur Bewältigung suchen.
Diese Tipps können dir dabei helfen:
- Schweigen brechen: Sprich mit einer Vertrauensperson über dein Problem. Das kann zunächst eine Freundin sein, später dann ein Kollege, dein Ausbilder oder der Betriebsrat. Auch ein Arzt oder Psychologe können erste Ansprechpartner sein.
- Beweise sammeln: Ohne Beweise ist es schwer, gegen Mobber vorzugehen. Denn wenn diese die Taten bestreiten, steht Aussage gegen Aussage. Dokumentiere darum am besten alle Vorfälle von Mobbing, indem du Zeit und Ort, die Beteiligten und konkrete Schikanen schriftlich festhältst.
- Unterstützung suchen: Informiere dich, wo du weitere Unterstützung finden kannst. Nimm beispielsweise das Angebot von Beratungsstellen in Anspruch. Ebenso können Selbsthilfegruppen ein guter Anlaufpunkt sein, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und zu erfahren, was bei diesen hilft.
- Rechtliche Schritte als Maßnahmen gegen Mobbing einleiten: Wie im vorherigen Abschnitt erläutert, kannst du gegen Mobbing auch rechtlich vorgehen. Um mehr über die Optionen in deinem Fall herauszufinden, solltest du dich an einen Fachanwalt wenden.
Denke daran, dass Mobbing kein Kavaliersdelikt ist, sondern es sich bei den Schikanen oftmals um Straftaten handelt. Die Opfer tragen oft schwerwiegende psychische und teilweise auch körperliche Schäden davon. Du brauchst dich nicht klein machen zu lassen, sondern kannst dich dagegen wehren.
Mobbing richtig verarbeiten
Es ist nicht einfach, nach dem Mobbing in ein normales Leben zurückzukehren. Nimm dir Zeit, das Erlebte zu verarbeiten und dich zu erholen. Unternehmungen mit der Familie und guten Freunden können dir zeigen, wie schön das Leben ist und dass du geliebt wirst.
Darüber hinaus solltest du Folgendes tun:
- Selbstbewusstsein aufbauen: Das Selbstvertrauen leidet, wenn man Mobbingattacken ausgesetzt ist. Arbeite darum nun aktiv daran, dein Selbstbewusstsein wieder aufzubauen. Denke an deine Stärken und erinnere dich an das, was du bisher in deinem Leben erreicht hast.
- Für Entspannung sorgen: Albträume, Angstzustände oder Depressionen sind häufige Folgen von Mobbing. Konzentriere dich auf deine eigene Gesundheit und dein Wohlbefinden. Lerne Entspannungstechniken wie Meditation und Yoga oder mache Atemübungen. Damit findest du wieder mehr Ruhe. Daneben hilft regelmäßiger Sport, den Kopf freizubekommen.
- Professionelle Hilfe beanspruchen: Um das Erlebte besser zu verarbeiten, kannst du die Unterstützung von einem Psychologen in Anspruch nehmen. Gemeinsam mit diesen entwickelst du Strategien, wie du mit negativen Erfahrungen umgehen kannst.
Mit diesen Tipps kannst du deine Lebensqualität Stück für Stück wieder verbessern. Blicke positiv in die Zukunft, indem du dich auf neue Ziele fokussierst.
Des Weiteren helfen dir positive zwischenmenschliche Kontakte zu verstehen, dass du ein wertvoller Mensch bist und die Mobber dich zu Unrecht angegriffen haben. Du bist nicht schuld daran, Opfer von Mobbing geworden zu sein!
Du weißt nun, was das Jugendschutzgesetz zur Ausbildung und im Allgemeinen festschreibt. Solltest du das Gefühl haben, bei deinem Ausbildungsplatz ungerecht behandelt zu werden, dann nutze deine Rechte!
Wende dich an die entsprechenden Beschwerdestellen und schildere dein persönliches Anliegen. Sofern du von Mobbing betroffen bist, suche dir Unterstützung und lasse dich nicht unterkriegen!