Inklusionspädagogik: Was versteht man unter Inklusion?
In einer idealen Welt wird Vielfalt nicht nur toleriert, sondern aktiv geschätzt und gefördert. Insbesondere im Bildungsbereich spielt dies eine zentrale Rolle. Hier wird die Inklusionspädagogik aufgrund von Herausforderungen sozialer Ungleichheiten benötigt. Es sollen Orte der Bildung geschaffen werden, die allen Heranwachsenden, unabhängig von ihren individuellen Merkmalen, eine gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht.
Der Ansatz wird bereits in der frühen Kindheit verfolgt, wenn Kinder in die Krippe eintreten. Sie sollen dort in den Alltag integriert werden und besondere Förderung erhalten, sodass ihnen keine Nachteile entstehen. Beim späteren Übergang von der Kita in die Schule sind inklusive Einrichtungen auf Schüler mit besonderen Bedürfnissen ausgerichtet.
Im nächsten Abschnitt dieses Artikels werfen wir einen näheren Blick darauf, was Inklusionspädagogik eigentlich bedeutet und wodurch sie sich im Vergleich zur allgemeinen Pädagogik auszeichnet. Anschließend zeigen wir auf, welche Möglichkeiten Fachkräfte im Bildungsbereich haben, um ihre Kenntnisse im Bereich der inklusiven Bildung zu erweitern. Dies gelingt durch eine Fortbildung oder ein Studium.
Abschließend erfährst du, welche beruflichen Optionen es für Inklusionspädagogen gibt. Jobmöglichkeiten findest du zum Beispiel in einer Kita, Schule oder Beratungsstelle. Ebenso kannst du mit einer entsprechenden Qualifikation im Bereich der Politik oder Forschung mitwirken und auf diese Weise du Zukunft durch das Aussprechen von Handlungsempfehlungen aktiv mitgestalten.
Was ist Inklusionspädagogik?
Nicht jede pädagogische Ausbildung umfasst die gleichen Lernziele und Lehrinhalte. Zwar lernst du die pädagogischen Grundlagen und Erziehungskonzepte bei jeder Qualifikation im pädagogischen Bereich kennen, die tiefergehenden Inhalte unterscheiden sich jedoch je nach Fachrichtung. Die Inklusionspädagogik zielt darauf ab, Betreuungseinrichtungen für Kinder und Bildungssysteme so zu gestalten, dass alle Heranwachsenden unabhängig von ihren individuellen Merkmalen, Fähigkeiten oder Einschränkungen gleichberechtigt teilnehmen können.
Dabei werden die folgenden Aspekte besonders hervorgehoben:
- Vielfalt als Bereicherung: Die Inklusionspädagogik betrachtet Vielfalt nicht als Hindernis, sondern als eine Quelle der Bereicherung. Unterschiedliche soziale und kulturelle Hintergründe der Heranwachsenden werden nicht nur toleriert, sondern aktiv geschätzt und genutzt, um ein dynamisches und integratives Lernumfeld zu schaffen. Zudem schreibt sie jedem das Recht auf Bildung und Teilhabe zu.
- Individuelle Förderung: Ein zentrales Anliegen der Fachrichtung ist es außerdem, auf die individuellen Bedürfnisse jedes Kindes einzugehen. Das bedeutet, dass Materialien, Spiele und Unterrichtsmethoden entsprechend den unterschiedlichen Fähigkeiten und Einschränkungen angepasst werden. Für die Berufe der Kindheitspädagogik ist diese Beachtung besonders wichtig, da eine frühzeitige Förderung dazu beiträgt, spätere Bildungslücken zu verringern.
- Barrierefreiheit: Barrieren sind nicht nur physisch häufig im Alltag ein Problem, wenn etwa einem Rollstuhlfahrer der Weg verwehrt bleibt, sondern auch in anderen Situationen. Ebenso existieren soziale und kognitive Barrieren, die den vollen Zugang von Kindern am Bildungssystem verhindern können. Dem kann auch mit einem Integrationscoach entgegenwirkt werden, der insbesondere das Selbstbewusstsein der Heranwachsenden fördert.
- Werte: Darüber hinaus fördert die Inklusionspädagogik positive Einstellungen wie Respekt, Toleranz, Empathie und Zusammenhalt. Diese Werte werden nicht nur gelehrt, sondern auch aktiv praktiziert, um eine inklusive Kultur zu fördern, in der jeder als wertvolles Mitglied der Gemeinschaft anerkannt wird. In diesem Zusammenhang wird auch die Zusammenarbeit zwischen Heranwachsenden, Erziehern beziehungsweise Lehrern sowie anderen relevanten Akteuren gefördert, um eine unterstützende und integrative Lernumgebung zu schaffen.
Wie sieht die Weiterbildung in Inklusionspädagogik aus?
Nachdem du eine Ausbildung in Kindheitspädagogik abgeschlossen hast, beispielsweise als Kinderpfleger oder Sozialassistent, stehen dir verschiedene Fortbildungsangebote zur Verfügung. Eine davon ist die Weiterbildung in der Inklusion. Während der Fortbildung erfolgt eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen von Heranwachsenden, die Entwicklungsverzögerungen aufweisen oder aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen besondere Unterstützung benötigen.
Während der mehrmonatigen Fortbildung werden dir unter anderem diese Lerninhalte vermittelt:
- Soziales Ungleichgewicht: Hierbei geht es um die Analyse von sozialen Ungleichheiten und deren Auswirkungen auf Bildungschancen und -erfolg. Faktoren, die hierbei eine Rolle spielen, sind etwa der sozioökonomische Status, die ethnische Zugehörigkeit sowie zuweilen auch das Geschlecht. Durch die Sensibilisierung für soziale Ungleichgewichte können Pädagogen besser verstehen, wie sie eine integrative Bildung fördern können.
- Inklusion: Ein weiterer zentraler Lehrinhalt ist die Konzeption und Umsetzung von Inklusion. Dabei wird das Verständnis für den inklusiven Ansatz vertieft, der darauf abzielt, Barrieren abzubauen und allen Kindern eine gleichberechtigte Teilhabe am Bildungssystem zu ermöglichen.
- Elternarbeit: Die Zusammenarbeit mit Eltern spielt eine entscheidende Rolle für eine erfolgreiche inklusive Bildung. In der Weiterbildung lernst du, wie du eine entsprechende partnerschaftliche Zusammenarbeit aufbauen und pflegen kannst
- Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Inklusionspädagogen arbeiten oft in multidisziplinären Teams zusammen, um eine umfassende Unterstützung ihrer Klienten zu gewährleisten. Die Weiterbildung umfasst daher die Entwicklung von Fähigkeiten, die für eine vertrauensvolle Netzwerkarbeit nötig sind.
Kann ich Inklusionspädagogik studieren?
Inklusionspädagogik kannst du häufig gemeinsam mit dem Fachbereich Heilpädagogik studieren, das du mit einem Bachelor abschließt. Das Bachelorstudium dauert meist sechs Semester. Hast du bereits ein Präsenz- oder Fernstudium in Pädagogik erfolgreich abgeschlossen, ist ein Master möglich. Das Studium ist dann kürzer und umfasst vier Semester.
Du hast dabei die Wahl, ob du an einer staatlichen Universität studieren möchtest. Die Kurse finden dabei größtenteils vor Ort statt und werden von einigen Hochschulen in Teilzeit angeboten. Bei einer Fernuniversität kannst du flexibel studieren, musst dich jedoch selbst zum Lernen motivieren. Zudem kommen hohe Kosten auf dich zu. Bei einem Bachelorstudium liegen diese im fünfstelligen Bereich.
Das Studium beginnt oft mit einer Einführung in die Grundlagen der Sonderpädagogik und der Inklusionspädagogik. Studierende lernen die Geschichte, Entwicklung sowie die aktuellen Trends in beiden Bereichen kennen. Diese bilden die Basis für die spätere Ausübung der Tätigkeiten in einem Beruf der Sozialpädagogik.
Des Weiteren werden dir während des Studiums wichtige Kenntnisse zur Diagnostik von Lernschwierigkeiten sowie physischen und psychischen Einschränkungen vermittelt. Überdies lernst du, individuelle Förderpläne zu erstellen und die Heranwachsenden bestmöglich zu unterstützen. Diese setzt du später zum Beispiel anhand einer inklusiven Gestaltung des Kita-Alltags um.
Da die Arbeit in der Heil- und Inklusionspädagogik oft Teamarbeit erfordert, wirst du ebenfalls darin geschult, effektiv mit deinen Kollegen zusammenzuarbeiten. Hierzu gehört das Erlernen wichtiger Kommunikationstechniken, die ebenso bei der Abstimmung mit den Eltern und anderen Fachleuten zum Einsatz kommen.
Je nach Modulplan ist auch ein Praktikum im Studium inkludiert. Während dieser Zeit kannst du praktische Erfahrungen in Krippen, Kitas, Schulen oder sonderpädagogischen Einrichtungen sammeln. Bist du nicht verpflichtet, dieses zu absolvieren, kannst du dir in den Semesterferien dennoch einen Praktikumsplatz suchen. Nutze diese Möglichkeit, um dein theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden und Kontakte zu knüpfen.
Welche Jobmöglichkeiten gibt es für Inklusionspädagogen?
Als Inklusionspädagogin hast du die Möglichkeit, in verschiedenen Bereichen des Bildungswesens tätig zu sein. Darunter fallen Kitas, Schulen, Beratungs- und Jugendzentren sowie sonderpädagogische Einrichtungen. Je nach Einsatzort unterscheiden sich dabei deine Aufgaben, auch wenn es sich nicht um unterschiedliche pädagogische Berufe handelt.
In einer Kita bieten Inklusionspädagogen individuelle Betreuung für Kinder mit besonderen Bedürfnissen an. Diese können aufgrund von Entwicklungsverzögerungen, Krankheiten oder anderen Einschränkungen bestehen. Durch die Umsetzung von inklusiven Bildungsprogrammen und -aktivitäten zielen die Pädagogen darauf ab, alle Heranwachsenden einzubeziehen und ihre individuellen Fähigkeiten und Interessen zu fördern. Um die Eltern im Umgang mit ihrem Nachwuchs zu unterstützen, können pädagogische Kurse angeboten werden.
Im schulischen Bereich kannst du im Bereich der Nachmittagsbetreuung tätig sein. An inklusiven Ganztagsschulen kannst du die Heranwachsenden bei der Absolvierung der Hausaufgaben unterstützen oder mit speziellen Übungen die Konzentration der Kinder fördern. Dies hilft ihnen dabei, den Lernstoff im regulären Unterricht besser verfolgen zu können.
In größeren Bildungseinrichtungen können Inklusionspädagogen als Koordinatoren für Inklusion fungieren. In diesem Fall bist du für die Planung und Überwachung von inklusiven Bildungsinitiativen verantwortlich und arbeitest eng mit Lehrkräften, Schulleitungen und Eltern zusammen. Ein Teil deiner Arbeit kann die Organisation und Durchführung von Workshops sein.
Des Weiteren besteht die Option, in einer Beratungsstelle tätig zu werden. Dort stellst du den Eltern von Kindern mit besonderen Bedürfnissen Informationen bereit und gibst ihnen Tipps an die Hand, wie sie den Nachwuchs bestmöglich in der Entwicklung unterstützen. Bei Verhaltensauffälligkeiten können sie zudem ein Deeskalationstraining für Kinder vermitteln. Dort lernen die Heranwachsenden, angemessen mit ihren Emotionen umzugehen.
Mit einem Studium in Inklusionspädagogik qualifizierst du dich ebenso für eine Karriere in der Bildungspolitik oder -forschung, um auf höherer Ebene an der Gestaltung von Bildungsrichtlinien sowie Förderprogrammen mitzuwirken. Du führst unter anderem empirische Studien durch, die sich mit Fragen der Inklusion und Teilhabe befassen.