Können Erzieher eine Weiterbildung für Sonderpädagogik absolvieren?
Schon lange ist bekannt, dass die frühkindliche Bildung von essenzieller Bedeutung für die Entwicklung von Kindern ist. Das gilt nicht nur, aber auch für Heranwachsende mit besonderen Bedürfnissen. Angesichts des wachsenden Trends hin zu einer inklusiven Bildung ist einer Weiterbildung in Sonderpädagogik für Erzieher ebenfalls ein wichtiger Eckpfeiler für das Erziehungssystem.
Durch eine entsprechende Aus- oder Weiterbildung erwerben Kita-Mitarbeitende ein fundiertes Verständnis für die Arbeit mit Heranwachsenden, wenn diese motorisch oder kognitiv eingeschränkt sind. Sie haben zum Beispiel das Down-Syndrom, sitzen im Rollstuhl oder zeigen Entwicklungsstörungen. Um die Teilhabe dieser Kinder am gesellschaftlichen Leben zu fördern, sind spezifische pädagogische Ansätze und Methoden notwendig. Mit diesen kann an sprachlichen, sozialen, kognitiven sowie motorischen Fähigkeiten gearbeitet werden.
Sind Erzieher diesbezüglich professionell ausgebildet, bietet das für die Institutionen zahlreiche Vorteile. Beispielsweise können spezielle Förderpläne aufgestellt werden, welche die Konzentration der Kinder fördern oder sie auf eine Einschulung vorbereiten. Schwerwiegenden Problemen wird vorgebeugt, wenn Erzieher angemessen auf die Handlungen der Kinder reagieren.
Da sich nicht alle Entwicklungsstörungen frühzeitig zeigen, bringt es einen weiteren Vorteil, wenn geschultes Personal Auffälligkeiten identifizieren kann und andere Fachkräfte darauf hinweist. Ebenso gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Eltern einfacher, wenn diese merken, dass Expertise bei den Kita-Mitarbeitenden vorhanden ist. Den eigenen Nachwuchs in guten Händen zu wissen, schafft Vertrauen und sorgt für Kooperationsbereitschaft und eine gute Zusammenarbeit.
Was für Aufgaben ein Sonderpädagoge außerdem noch hat, erfährst du beim Weiterlesen dieses Artikels. Darin gehen wir auch auf die Frage ein, welche Optionen es gibt, in diesem Fachgebiet zu arbeiten. Eine absolvierte Ausbildung zur Erzieherin ist dabei keine Pflicht. Möglich ist beispielsweise ebenso der Weg über ein Studium. Zum Schluss fassen wir für dich gute und schlechte Seiten zusammen, die für Erzieher mit der Ausübung der Tätigkeit verbunden sind.
Welche Aufgaben hat ein Erzieher für Sonderpädagogik?
Hast du eine sonderpädagogische Ausbildung absolviert, übernimmst du nicht die gleichen Aufgaben wie das andere Kita-Personal. Stattdessen bist du speziell für die Förderung von Kindern mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen verantwortlich. Das bedeutet, dass die Heranwachsenden, die du betreust, geistig oder körperlich eingeschränkt sind. Um diese besondere Fürsorge zukommen zu lassen, setzen einige Kitas auf Fachkräfte, die eine Zusatzqualifikation für Erzieher vorweisen können.
Bei der Arbeit mit den Kindern ist es wichtig, dass du ihre individuellen Bedürfnisse verstehst und berücksichtigst. Im nächsten Schritt denkst du dir ein spezielles Programm auf, um das Kind entsprechend seinem Entwicklungsstand zu fördern. Dazu gehört auch die entsprechende Gestaltung der Lernumgebung sowie die Anpassung von Materialien.
Erzieher helfen den Heranwachsenden mit besonderen Bedürfnissen jedoch auch bei der Bewältigung des Kita-Alltags. Sie haben beispielsweise Probleme, sich selbst anzuziehen, zu essen oder die Toilette zu benutzen. Die Erzieher sind dann zur Stelle und bieten Hilfestellung. Gleichzeitig versuchen sie, den Kindern beizubringen, wie sie diese Dinge selbst ausführen.
Weitere Tätigkeiten einer Sonderpädagogin sind:
- Inklusion: Eine Aufgabe ist es, die Inklusion der Kinder in die Kita-Gruppe zu fördern. Denn obwohl sie mehr Unterstützung benötigen als Gleichaltrige, sollen sie so viel wie möglich mit den anderen Kindern spielen, um nicht von der Gruppe isoliert zu werden.
- Dokumentation: Ein wichtiger Teil der Arbeit besteht darin, den Fortschritt der Kinder zu dokumentieren und regelmäßig zu evaluieren. Dies hilft dabei, den pädagogischen Ansatz anzupassen und sicherzustellen, dass die Bedürfnisse jedes Kindes bestmöglich erfüllt werden. Zudem haben sie durch die Dokumentation eine Grundlage für die Rücksprache mit den Eltern.
- Eltern-Kommunikation: Die Kita-Mitarbeiten führen regelmäßig Feedback-Gespräche mit den Eltern durch. Dabei berichten sie über die Fortschritte und tauschen sich über das Verhalten der Heranwachsenden aus. Für die Pädagogen ist es essenziell zu wissen, wie sich ein Kind zu Hause verhält.
Wie werde ich Sonderpädagogin?
Obwohl es spezielle Ausbildungswege für Sonderpädagogen gibt, sieht es in der Berufspraxis so aus, dass viele reguläre Erzieher die Arbeit nebenbei zusätzlich mit übernehmen. Für die Kinder bedeutet dies, dass die Betreuer wenig Zeit für ihre individuellen Bedürfnisse haben, da sie sich gleichzeitig um alle anderen Heranwachsenden kümmern müssen.
Es gibt jedoch auch Einrichtungen, etwa sonderpädagogische Tagesstätten, Beratungsstätten und bestimmte Schulen, die nicht auf Sonderpädagogen verzichten können. Um bei diesen eine Anstellung zu finden, benötigst du eine sonderpädagogische Zusatzausbildung.
Diese erwirbst du regulär durch ein Studium. Bei einem Pädagogik-Studium kannst du dich auf die Fachrichtung Sonderpädagogik festlegen. Dabei lernst du verschiedenen Diagnoseverfahren und Fördermöglichkeiten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen kennen.
Das Studium schließt du regulär nach drei oder dreieinhalb Jahren mit dem Bachelor ab. Anschließend kannst du dich mit einem Masterstudium weiter spezialisieren. Dieses dauert vier Semester, das heißt zwei Jahre. In das Bachelorstudium ist fast immer ein Praktikum integriert. Dieses solltest du nutzen, um schon einmal erste praktische Erfahrung in der Arbeit mit beeinträchtigten Kindern zu sammeln.
Doch auch außerhalb des Studiums stehen dir verschiedene Optionen für das Sammeln praktischer Erfahrung zur Verfügung. Du kannst zum Beispiel in den Semesterferien ein Praktikum in einer Kita oder Tagesstätte absolvieren. Manchmal ist sogar eine kurze Hospitation in einer Sonderschule möglich.
Eine Ausbildung zur Sonderpädagogin gibt es, ebenso wie ein Fernstudium in Pädagogik, aktuell bisher nicht. Es gibt jedoch Modellprojekte, die eine Weiterbildung für Erzieher zum Fachlehrer für Sonderpädagogik anbieten. Voraussetzung hierfür ist, dass du eine abgeschlossene Erzieherausbildung vorweist und bereits mehrere Jahre im Beruf gearbeitet hast.
Um mit dieser Zielgruppe zu arbeiten, gibt es jedoch noch andere Wege. Mit einer Berufsausbildung kannst du dich zwar nicht als Erzieherin, aber als pädagogische Hilfskraft für die Kinder da sein und ihre kognitiven, motorischen und sozialen Fähigkeiten so gut es geht fördern.
Optionen für die berufliche Ausbildung
Neben einem Studium für Erzieher oder einem Studium der sozialen Arbeit gibt es berufliche Ausbildungen, die dich auf den Umgang mit Heranwachsenden, die besondere Bedürfnisse haben, vorbereiten. Allen voran ist eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin.
Für Heilerziehungspfleger steht das Einfühlungsvermögen an erster Stelle, damit du auf die Bedürfnisse und Gefühle der betreuten Kinder professionell reagierst. Das kann herausfordernd sein, weshalb es wichtig ist, dass du in stressigen Situationen Ruhe bewahrst. Überdies musst du in der Lage sein, die Unterstützungsstrategien an jedes einzelne Kind anzupassen.
Obwohl sie für bestimmte Heranwachsende zuständig sind, arbeiten Heilerziehungspfleger im Team mit den anderen Angestellten der Kita eng zusammen. Entscheidest du dich für die Ausbildung, solltest du folglich teamfähig sein und gut kommunizieren können. Überdies sollte dir bewusst sein, dass du eine große Verantwortung für das Wohlergehen und die Sicherheit der von dir betreuten Kinder trägst.
Eine andere Qualifizierungsoption ist die Ausbildung zur Ergotherapeutin. Dabei verfolgst du das Ziel, die Lebensqualität und Selbstständigkeit deiner kleinen Klienten zu verbessern. Dazu gehört etwa die Arbeit an der Feinmotorik für Tätigkeiten wie Greifen und Schreiben als auch die Grobmotorik für Aktivitäten wie Rennen und Balancieren. Das gelingt durch einen individuellen Therapieplan, der spezifisch auf jedes Kind zugeschnitten ist.
Macht es dir Spaß, Personen zu beraten, ist durch eine von verschiedenen sozialpädagogischen Fortbildungen der Einstieg ins Coaching möglich. Als Berater bietest du Familien mit behinderten Kindern deine Unterstützung an, damit diese die Bedürfnisse ihres Nachwuchses besser verstehen und angemessen darauf reagieren. Außerdem gibst du ihnen Tipps für die Bewältigung des Alltags und bietest einen geschützten Rahmen, um Probleme offen anzusprechen.
Des Weiteren helfen Coaches den Eltern, weitere Dienstleistungen und Unterstützungsangebote zu koordinieren. Dazu gehören etwa therapeutische Behandlungen, schulische Unterstützung sowie Freizeitangebote. Hat die Familie ein Recht auf staatliche Unterstützung, kannst du ihnen beim Ausfüllen von Anträgen helfen.
Vor- und Nachteile der sonderpädagogischen Arbeit
Mit einer Tätigkeit im Bereich der Pädagogik tust du eine Menge Gutes. Eltern sind dankbar, wenn ihr Kind die bestmögliche Förderung erhält. Zudem sorgst du dafür, dass der Heranwachsende ein Stück Normalität leben kann und nicht vernachlässigt wird.
Doch nicht jeder ist für diesen Job gemacht, denn die Tätigkeit bringt einige Herausforderungen mit sich:
- Emotionale Belastung: Die Arbeit mit behinderten Kindern kann emotional belastend sein. Du wirst mit traurigen Schicksalen und schwierigen Situationen konfrontiert. Vor deiner Ausbildung solltest du dir sicher sein, dass du psychisch stark genug bist, um damit umzugehen.
- Physische Belastung: Körperlich solltest du gesund und fit sein. Rechne damit, dass du vor allem kleine körperlich eingeschränkte Kinder heben und tragen musst. Dies trifft verstärkt bei der Arbeit in einer Kinderkrippe zu.
- Verhaltensprobleme: Heranwachsende durchleben mehrere Trotzphasen, in denen sie ihre Grenzen austesten und nicht auf das hören, was die Erzieher ihnen sagen. Bei behinderten Kindern können Verhaltensprobleme zur Tagesordnung gehören, weil ihnen zum Beispiel die Fähigkeit fühlt, sich in andere Personen hineinzuversetzen.
Im Gegenzug bringt die Arbeit eine Menge positive Aspekte mit sich:
- Bereicherung: Du hast die Möglichkeit, das Leben vieler Kinder positiv zu beeinflussen. Nach einiger Zeit siehst du, wie deine Bemühungen Wirkung zeigen und die Heranwachsenden neue Dinge dazulernen, die ihnen zu mehr Selbstständigkeit verhelfen.
- Dankbarkeit: Die betreuten Kinder sehen dich als Bezugspersonen. Auch wenn sie es nicht sagen, spürst du, dass sie sich gern haben und dir dankbar dafür sind, dass du dir Zeit für sie nimmst. Im Gegensatz zur Tätigkeit in vielen anderen Berufen weißt du, dass du etwas Sinnvolles tust.
Absolvierst du als Erzieher eine Weiterbildung in Sozialpädagogik, sind deine Aufgaben vielfältig und abwechslungsreich und zugleich herausfordernd. Indem du Dinge lernst, wie Geduld zu haben und dankbar zu sein, trägt sie auch zu deiner persönlichen Entwicklung bei.