Offene Jugendarbeit: Was leistet sie?
Jugendliche befinden sich in einem Zwiespalt: Sie wollen erwachsen sein, brauchen aber noch große Unterstützung von den Eltern. Sie entwickeln eine eigene Persönlichkeit, aber nehmen sich gleichzeitig die Meinung von Gleichaltrigen sehr zu Herzen.
Sie möchten die Welt entdecken, aber benötigen einen geschützten Rückzugsort. Die offene Jugendarbeit bietet den Heranwachsenden in dieser Zeit ein Stück Verlässlichkeit und Halt.
Aus diesem Grund hat sie einen großen Stellenwert im Sozialwesen. Die Arbeit mit Jugendlichen soll der Ausgrenzung von sozial benachteiligten Gruppen entgegenwirken, Toleranz und das Gemeinschaftsgefühl fördern.
Gleichzeitig unterstützt sie Heranwachsende bei der Bewältigung von Alltagsproblemen. Sie gibt Interessierten Möglichkeiten, sich aktiv mit ihren eigenen Ideen und Idealen einzubringen.
Alle Angebote finden stets freiwillig statt. Jeder Jugendliche entscheidet selbst, was er nutzen möchte. Die in den Jugendeinrichtungen arbeitenden Sozialpädagogen verstehen sich dabei nicht als Erzieher.
Vielmehr sind sie Begleiter, die Heranwachsende in ihrem Selbstverwirklichungsprozess unterstützen und bei Problemen beiseite stehen.
Die Angebote in den Jugendzentren dienen der Interessenvertretung der Jugendlichen und sind in der Regel kostenfrei. Dies eröffnet jedem Interessierten die Chance, daran teilzunehmen. Finanziert wird die Arbeit aus Spenden und öffentlichen Geldern.
In diesem Artikel erfährst du, welche Grundprinzipien hinter der Arbeit stehen. Außerdem geben wir einen Überblick über die zahlreichen Einrichtungen und Angebote für junge Erwachsene. Zum Schluss geben wir Tipps, wie du selbst beruflich in einem Jugendzentrum tätig werden kannst.
Grundprinzipien der offenen Jugendarbeit
Das oberste Prinzip, die Offenheit, steckt bereits im Namen. Es bedeutet, dass die Einrichtungen prinzipiell allen Jugendlichen offenstehen.
Es hat keine Bedeutung, welches Geschlecht ein Heranwachsender hat, aus welchem Land er stammt, welche Religion er hat oder welchem sozialen Milieu er angehört. Jugendzentren sind Orte der Begegnung und richten ihr Angebot an alle Heranwachsenden.
Darüber hinaus zählt zur Offenheit, dass die Arbeit von Kindern und Jugendlichen mitbestimmt wird. Ihre Lebenswelten und Themen stehen im Fokus. Darauf aufbauend denken sich die Betreuer verschiedene Projekte aus, an denen die Heranwachsenden aber nicht teilnehmen müssen.
Vielmehr sollen sie die Gelegenheit erhalten, ihren persönlichen Interessen nachzugehen. Dabei beruht alles auf dem Prinzip der Freiwilligkeit.
Da die offene Jugendarbeit die Möglichkeit zur Partizipation bietet, treten die Heranwachsenden in die Rolle der aktiven Gestalter. Auf diese Weise übernehmen sie Verantwortung und stärken ihr Selbstbewusstsein.
Gleichzeitig lernen sie, konstruktiv mit Konflikten umzugehen, da innerhalb der Gruppe immer wieder neue Themen ausgehandelt werden.
Des Weiteren kommen diese Prinzipien bei der Arbeit zur Anwendung:
- Regelmäßigkeit der Angebote, um einen verlässlichen Anlaufpunkt für die Jugendlichen zu schaffen.
- Kostenfreiheit der Angebote, um allen sozialen Gruppen eine Teilnahme zu ermöglichen.
- Förderung einer selbstbestimmten Geschlechteridentität, unabhängig von sozialen oder religiösen Normen.
- Vermittlung sozialer Werte, etwa Ehrlichkeit sowie Respekt vor Menschen und Tieren.
- Förderung der Inklusion benachteiligter Gruppen, zum Beispiel ausländischen oder behinderten Jugendlichen.
Einrichtungen für Jugendliche
Ein Großteil der offenen Jugendarbeit findet in Jugendzentren, Jugendtreffs, Jugendcafés und ähnlichen Einrichtungen statt. Sie bieten Interessierten niederschwellige Angebote, die oft auf verschiedene Altersgruppen angepasst sind.
Darüber hinaus zeigt sich eine große Einrichtungsvielfalt:
- Spielmobile: Spielmobile sind kleine Busse, die zu regelmäßigen Zeiten an feste Orte kommen. Sie haben verschiedene Spielgeräte und manchmal auch Bastelmaterialien dabei, die die Kinder nutzen können. In abgewandelter Form gibt es in einigen Städten auch ein Bücher-Mobil. Hierunter ist eine fahrbare Mini-Bibliothek zu verstehen. Heranwachsende können sich ein Buch ausleihen und beim nächsten Mal wieder abgeben.
- Abenteuerspielplätze: Auf Abenteuerspielplätzen können die Heranwachsenden aktiv sein und die Natur erforschen. Meist werden ergänzende pädagogische Angebote in der Jugendarbeit bereitgestellt. Hierzu zählen das Backen von Stockbrot oder das Schnitzen von Holzfiguren. Diverse Werkzeuge und Naturmaterialien wie Holz und Steine bieten zudem vielfältige kreative Gestaltungsmöglichkeiten.
- Beratungszentren: Es gibt viele Konflikte, mit denen Jugendliche in ihrem Alltag in Berührung kommen. Streit mit den Eltern, Drogenprobleme oder Ausgrenzung in der Schule bringen Heranwachsende in schwierige Situationen. In Beratungszentren finden die Betroffenen eine sichere Anlaufstelle. Sie können sich dort zu möglichen Hilfsangeboten beraten lassen. Viele Beratungszentren stehen auch für Eltern bei Problemen offen, zum Beispiel, wenn die Kinder unter einer sozialen Angst leiden.
Seit einigen Jahren etablieren sich ergänzend hierzu Mehrgenerationenhäuser. Diese bieten Begegnungsmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Altersklassen. Ziel ist es, die gegenseitige Akzeptanz zu stärken und gegenseitige Unterstützungsmöglichkeiten zu erkennen.
Teilweise sind in den Generationenhäusern auch Jugendtreffs integriert. Da aufgrund des demografischen Wandels die älteren Bevölkerungsschichten einen immer größeren Anteil in der Gesellschaft einnehmen, ist ein Miteinander von großer Bedeutung.
Vielfältige Angebote für Jugendliche
Die Angebote der Einrichtungen orientieren sich stark an der Lebenswirklichkeit der Jugendlichen. Sie erfüllen die Bedürfnisse nach Gemeinschaft und Selbstverwirklichung.
Hierfür stehen vielfältige Angebote zur Verfügung:
- Sport: Bewegung ist für Heranwachsende besonders wichtig. Viele Jugendzentren bieten darum Möglichkeiten für sportliche Betätigungen. Sie haben zum Beispiel einen Basketballkorb oder ein kleines Fußballfeld. Überdies können Bewegungsspiele durchgeführt werden.
- Bildung: Jugendtreffs sind auch ein Ort des Lernens. Bei Problemen in der Schule schließen sich die Heranwachsenden untereinander zu Lerngruppen zusammen oder suchen Hilfe bei den Sozialarbeitern.
- Beratung: Leiden Heranwachsende unter der Gewalt von Eltern oder sind Opfer von Mobbing, leisten die Sozialarbeiter Hilfe. Sie geben den Betroffenen Tipps, wie sie mit der Situation am besten umgehen und vermitteln weitere Adresse, um etwa eine Anzeige bei Mobbing zu erstatten.
- Prävention: Vor allem Jugendliche aus sozial schwächeren Schichten werden bei Konflikten früher oder später gewalttätig. Die Sozialarbeit versucht, bereits frühzeitig Gewaltprävention zu betreiben.
- Spiel und Spaß: Besonders wichtig ist das freie Spiel. Jugendzentren bieten die Chance, sich kreativ zu betätigen, mit Gleichaltrigen in Kontakt zu kommen und zahlreiche Spiele auszuprobieren.
Offene Jugendarbeit: Arbeiten mit Kindern & Jugendlichen
Suchst du nach einem Job, bei dem du Heranwachsende bei ihrer Entwicklung unterstützt? Dann könnte die offene Jugendarbeit das Richtige für dich sein. In diesem Beruf kannst du wirklich etwas bewegen, indem du Kindern und Jugendlichen bei der Bewältigung des Alltags unterstützt und neue Perspektiven aufzeigst.
Der Einstieg in den Beruf gelingt auf unterschiedliche Weise. Der klassische Weg ist eine Ausbildung im Bereich Schulsozialarbeit. Du kannst zum Beispiel als Erzieherin eine Weiterbildung zur Sozialpädagogin absolvieren. Oder du machst eine Ausbildung zum Kinderpfleger und bildest dich anschließend entsprechend weiter.
Es gibt jedoch auch eine Menge studierter Jugendarbeiter. Diese Studiengänge eignen sich für die Ausübung des Berufs besonders gut:
- Kindheitspädagogik: Als Kindheitspädagoge wirkst du unterstützend an der Erziehung und Bildung von Kindern mit. Sind Eltern von ihren Aufgaben überfordert, zeigst du Lösungen auf. In der offenen Jugendarbeit führst du mit den Heranwachsenden Projekte durch oder hilfst ihnen beim Lernen.
- Erziehungswissenschaft: Absolventen der Erziehungswissenschaft finden meist eine Anstellung in einem Kindergarten oder einer Krippe. Sie können jedoch ebenso als Jugend- oder Schulsozialarbeiter tätig werden.
- Soziale Arbeit: Ein umfassendes Studienfach ist die Soziale Arbeit. Mit diesem spezialisiert du dich nicht auf Heranwachsende, sondern bekommst ebenso Einblicke in die Arbeit mit Migranten und körperlich beeinträchtigten Personen.
Darüber hinaus ist ein Quereinstieg in die Soziale Arbeit möglich, wenn du gern mit Jugendlichen zusammenarbeitest und die nötigen Eigenschaften mitbringst. Somit solltest du zum Beispiel empathisch und kommunikativ sein.
Ebenfalls ist bei der offenen Jugendarbeit ein großes Selbstbewusstsein von Vorteil, da du in der Lage sein solltest, dich gegen streitende Heranwachsende durchzusetzen.