Berufsbegleitende Ausbildung Erzieher & Erzieherin
Du interessierst dich für eine berufsbegleitende Ausbildung zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher? Wie kann eine berufsbegleitende Ausbildung Erzieher und Erzieherinnen unterstützen? In diesem Artikel erfährst du alles Wissenswerte rund um die Voraussetzungen und Chancen dieser Zusatzausbildung.
Die Arbeitsaussichten im sozialen Bereich sind hervorragend. Wenn du gern beruflich etwas mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen machen möchtest, schafft eine Qualifizierung im pädagogischen Bereich dafür ausgezeichnete Voraussetzungen.
Lange Zeit gab es nur die Möglichkeit, eine Vollzeitausbildung zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher zu absolvieren. Diese findet ganztägig an einer Fachschule oder Fachakademie für Sozialpädagogik statt. Zusätzlich leisten die Studierenden Praktika in sozialpädagogischen Einrichtungen ab.
Allerdings fehlen in beinahe allen Bundesländern KiTa-Plätze. Wenn der Ausbau vorangetrieben wird, ist der Bedarf an pädagogischen Fachkräften groß. Aber auch in Kindergärten, Kinderheimen und anderen pädagogischen Einrichtungen herrscht Personalmangel.
Angesichts dessen wurden an vielen Fachschulen in allen Bundesländern neue Ausbildungsformen geschaffen. Inzwischen ist es möglich, die Ausbildung zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher in Teilzeit zu absolvieren. Abhängig vom jeweiligen Bundesland und der ausgesuchten Fachschule dauert dies drei bis vier Jahre.
Du arbeitest also in Teilzeit in einer sozialpädagogischen Einrichtung, sammelst dort praktische Erfahrungen und absolvierst gleichzeitig die Erzieherausbildung. Ein großer Vorteil dabei: Vieles, was du in der Akademie lernst, kannst du in deinem Job direkt einsetzen.
Für wen eignet sich die Teilzeit-Ausbildung zum Erzieher beziehungsweise zur Erzieherin?
Diese Qualifizierung ist ideal für Menschen, die gern mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten (möchten). Wichtig ist pädagogische und/oder berufliche Vorerfahrung.
Durch die Zusatzausbildung in Teilzeit erwirbst du nicht nur einen Berufsabschluss im pädagogischen Bereich, sondern gleichzeitig den Zugang zu einem Fachhochschulstudium.
Zur anvisierten Zielgruppe für die Teilzeitausbildung gehören zum Beispiel:
- Eltern mit eigenen Kindern, die zurzeit nicht berufstätig sind,
- Fachkräfte aus pädagogischen Berufen, die sich weiterqualifizieren möchten, wie Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger sowie Sozialassistentinnen und Sozialassistenten.
- Menschen, die ungelernt als Hilfskräfte in pädagogischen Einrichtungen tätig sind,
- Fachkräfte aus pflegerischen und medizinischen Berufsfeldern wie der Altenpflege und der Ergotherapie, die eine berufliche Veränderung anstreben,
- Quereinsteiger, die seit mindestens fünf Jahren in einem nicht-pädagogischen, nicht-pflegerischen und nicht medizinischen Bereich beschäftigt sind
Erzieherin/Erzieher werden: Voraussetzungen für die berufsbegleitende Ausbildung
Du brauchst mindestens einen mittleren Schulabschluss (Realschule) sowie pädagogische und/oder sonstige berufliche Vorerfahrungen, wenn du diesen spannenden und herausfordernden Ausbildungsweg einschlagen möchtest.
Anerkannt werden unter anderem …
- eine mindestens zweijährige pädagogische Ausbildung,
- drei bis fünf Erfahrungen in einer sozialpädagogischen Einrichtung,
- die Betreuung und Erziehung eigener Kinder,
- die Ableistung eines freiwilligen sozialen Jahres,
- der erfolgreiche Abschluss einer mindestens dreijährigen fachfremden Berufsausbildung
Falls deine Eignung anhand deiner Berufsbiografie nicht zweifelsfrei festgestellt werden kann, wird eine Einzelfallprüfung durchgeführt.
Das heißt für dich: Auch wenn du vielleicht keine optimalen Vorkenntnisse mitbringst, lohnt sich eine Bewerbung, denn die Fachschulen und Fachakademien entscheiden selbst, wer die verfügbaren Ausbildungsplätze erhält.
Von Vorteil ist es in jedem Fall, wenn du sozial engagiert bist. Vielleicht hast du bereits in einem Kinder- und Jugendhilfeverein oder in der Flüchtlingshilfe praktische Erfahrungen gesammelt? Oder du warst als Au-Pair ein Jahr im Ausland?
Die Aufnahmekriterien für Bewerberinnen und Bewerber können von Bundesland zu Bundesland und von Fachschule zu Fachschule unterschiedlich ausfallen. Erkundige dich darum unbedingt bei der Einrichtung deiner Wahl nach den geltenden Regeln.
Was du in jedem Fall brauchst, ist der Nachweis, dass du in einer sozialpädagogischen Einrichtung tätig bist. Dein Arbeitgeber muss der Weiterbildung zum Erzieher beziehungsweise zur Erzieherin schriftlich zustimmen.
Welche persönlichen Qualifikationen brauche ich für die berufsbegleitende Erzieherausbildung?
Vor allem solltest du gern mit Menschen arbeiten. Je offener, herzlicher und toleranter du persönlich bist, desto besser. Dir werden in deinem späteren Berufsleben als pädagogische Fachkraft tagtäglich unterschiedlichste Persönlichkeiten begegnen.
Die Menschen stammen aus verschiedenen Kulturen, kommen mit individuellen Biografien und diversen kulturellen sowie religiösen Hintergründen. Selbst wenn du in erster Linie Kinder und Jugendliche betreust, hast du auch regelmäßig Kontakt zu Erwachsenen wie Eltern, Großeltern und Betreuungspersonen.
Gute Ausdrucksfähigkeiten, Kommunikationsstärke und Durchsetzungsfähigkeit sind darum wichtig. Außerdem brauchst du starke Nerven. Du solltest im Alltag stressresistent sein und mit einem hohen Lärmpegel umgehen können. Wichtig sind zudem Sinn für Humor, Spontaneität und ein hohes Maß an Verantwortungsbereitschaft.
Zudem sind Kreativität und die Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu treffen, von Vorteil.
Ungeduldige, verschlossene Menschen, die lärmempfindlich sind und am liebsten allein vor sich hin werkeln, werden sich in einem pädagogischen Berufsfeld vermutlich nicht wohlfühlen. Oft ist darüber hinaus Teamarbeit gefragt.
Falls du aus einer fachfremden Branche stammst und nicht sicher bist, ob das der richtige Weg für dich ist, mach Hospitationen, Praktika und ehrenamtliche Arbeit in pädagogischen Einrichtungen. In der Praxis merkst du schnell, ob du in diesem alternativen Berufsfeld für Erzieher aufblühst oder nicht.
Wie kann ich mich auf die berufsbegleitende Ausbildung vorbereiten?
Mach dir bewusst, dass die kommenden drei bis vier Jahre sehr fordernd sein können. Immerhin stehst du vor der schwierigen Aufgabe, deinen beruflichen Alltag, die Ausbildung, dein Familienleben und Selbstlernphasen unter einen Hut bringen.
Dafür ist gutes Zeit- und Selbstmanagement entscheidend. Falls du einen Partner/eine Partnerin und eigene Kinder hast, sprich im Voraus mit deiner Familie. Versucht, gemeinsam einen Weg zu finden, um dir den nötigen Freiraum zu schaffen, den du zum Lernen brauchst.
Es hilft, wenn alle wissen, was in den nächsten Jahren auf sie zukommt.
Ablauf der berufsbegleitenden Ausbildung zur Erzieherin/zum Erzieher
Die berufsbegleitende Erzieherausbildung dauert in der Regel drei bis vier Jahre. Sie besteht aus mehreren Ausbildungsabschnitten und beinhaltet eine Mischung aus Theorie und Praxis.
Der Unterricht findet entweder in den Abendstunden oder ganztägig am Wochenende statt. Durchschnittlich liegt die wöchentliche Stundenzahl an der Akademie bei ungefähr 18 Schulstunden.
Inhaltlich bearbeitest du denselben Stoff, den auch Lernende in Vollzeit zu bewältigen haben. Die Lehrpläne variieren jedoch von Bundesland zu Bundesland.
Parallel dazu arbeitest du im sozialpädagogischen Bereich. Rund 200 Praxisstunden kommen hier auf dich zu. In Selbstlernphasen, für die rund 160 Stunden vorgesehen sind, wiederholst du den Stoff und bereitest dich auf Klausuren und Prüfungen vor.
An die theoretische Ausbildung an der Fachschule beziehungsweise Fachakademie schließt sich eine einjährige Praxisphase an. Teilweise lässt sich dieses Anerkennungsjahr bei entsprechender Vorerfahrung verkürzen. Hier lohnt sich ein Gespräch mit den Verantwortlichen der jeweiligen Fachschule beziehungsweise Akademie.
In allen Bundesländern erlangst du mit dem Abschluss als staatlich anerkannte Erzieherin beziehungsweise staatlich anerkannter Erzieher gleichzeitig die Fachhochschulreife. Aufgrund des Ausbildungsabschlusses steht dir im Anschluss ein Studium an einer Fachhochschule offen.
Was kostet die Ausbildung in Teilzeit?
Wenn du dich für eine öffentliche Fachschule oder Fachakademie für Sozialpädagogik entscheidest, kommt für die berufsbegleitende Ausbildung kein Schulgeld auf dich zu.
Ein paar zusätzliche Ausgaben ergeben sich in der Regel trotzdem:
- Meistens wird allerdings Kopiergeld für die Vervielfältigung von Unterlagen verlangt.
- Du musst vermutlich bestimmte Fachbücher kaufen. Nicht alles ist kostenfrei in der Bibliothek ausleihbar.
- Falls Ausflüge anstehen, fallen Kosten für die Reise, den Eintritt und die Verpflegung unterwegs an.
Private Fachschulen setzen teilweise ein Schulgeld fest. Die Höhe fällt dabei unterschiedlich aus. Schau dir die Modalitäten am besten vorab in Ruhe an, bevor du dich für eine bestimmte Ausbildungseinrichtung entscheidest.
Welche Inhalte kommen in der Fachschule auf mich zu?
Der Unterricht ist in der Regel als Präsenzunterricht konzipiert. Digitale Lerninhalte können dies ergänzen. Inhaltlich unterscheiden sich die Lernfelder und Themen je nach Bundesland und Einrichtung.
Ein paar Beispiele zu möglichen Themen und Schwerpunkten:
- Selbstverständnis als Erzieherin/Erzieher: Berufliche Identität entwickeln,
- Pädagogische Beziehungen gestalten,
- Gruppendynamik: mit Gruppen pädagogisch arbeiten,
- verschiedene Lebenswelten und Diversität erkennen,
- Inklusion: Förderung von Menschen mit Behinderungen,
- sozialpädagogische Bildungsarbeit gestalten,
- jungen Menschen Medienkompetenz vermitteln
Arbeiten und Lernen in der nebenberuflichen Weiterbildung
Es erfordert Disziplin, neben dem beruflichen Alltag regelmäßig die Schulbank zu drücken und zusätzlich für Prüfungen zu lernen sowie Referate und den Unterricht vorzubereiten. Rund 160 Stunden sind als Selbstlernzeiten vorgesehen. Diese Zeit gilt es, im Alltag freizuschaufeln.
Manchmal sind Aufgaben auch in der Gruppe vorzubereiten. Das kostet ebenfalls Zeit und verlangt Organisationstalent. Dabei arbeitest du mit Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Altersgruppen zusammen. Hierbei gilt es, unterschiedliche Lern- und Arbeitsstile zu vereinen.
Am besten ist es, wenn du kontinuierlich lernst, den Stoff durcharbeitest und auf diese Weise am Ball bleibst. Dadurch verfestigen sich die Inhalte und verankern sich in deinem Gedächtnis nachhaltiger, als wenn du nur kurz vor Klassenarbeiten und Prüfungen lernst.
Welche Arbeitsmöglichkeiten gibt es für Erzieher und Erzieherinnen?
Mit einer pädagogischen Qualifikation stehen dir in der Arbeitswelt viele Türen offen. Die Einsatzmöglichkeiten für Erzieher sind vielfältig:
- Du kannst dich für einen Job in der Kindertagesstätte, im Kindergarten, im Kinderheim oder in anderen Kinder- und Jugendeinrichtungen bewerben.
- Für Aufgaben in der Verwaltung bist du im Anschluss an die Erzieherausbildung ebenfalls qualifiziert.
- Familienberatungsstellen beschäftigen ebenfalls Erzieherinnen und Erzieher.
- Auch die Arbeit in einer Suchtberatungsstelle, in eine Einrichtung für behinderte Menschen oder als pädagogische Fachkraft auf der Kinderstation eines Krankenhauses können alternative Berufe für Erzieher und Erzieherinnen sein.
- Eine selbstständige Tätigkeit ist ebenfalls eine Möglichkeit, dein Wissen und deine Erfahrung einzusetzen: Als Kinder- und Jugendcoach kannst du junge Menschen beispielsweise durch Maßnahmen gegen Mobbing, Gewalt, Drogen oder sexuelle Übergriffe stark machen.
An möglichen Zusatzqualifikationen für Erzieher mangelt es ebenfalls nicht. Wenn du möchtest, kannst du studieren, deinen Bachelor, deinen Master und sogar deinen Doktor machen.
Fazit
Mit pädagogischen Fachkenntnissen hast du viele Möglichkeiten, im sozialen Bereich Fuß zu fassen. Typische Arbeitsfelder für Erzieher sind Kindertagesstätten, Horte und Kindergärten, aber auch Suchtberatungsstellen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe.
Mit deinem Abschluss erlangst du die Fachhochschulreife, sodass du sogar ein Studium an einer Fachhochschule anschließen kannst. Auch eine selbstständige Tätigkeit, beispielsweise als Kinder- und Jugendcoach, ist mit dieser Qualifikation möglich.
Die vielleicht wichtigste Erzieher Voraussetzung ist die Freude an der Arbeit mit Menschen. Offenheit und eine tolerante Einstellung gehören ebenfalls dazu.