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Wie hilft systemische Familienberatung bei Problemen?
Die systemische Familienberatung ist eine wirkungsvolle Methode zur Bewältigung von Problemen innerhalb von Familien sowie zur Förderung eines harmonischen Familienlebens.
Durch ihren ganzheitlichen Ansatz und ihre Fokussierung auf die bestehenden Dynamiken bietet sie eine Vielzahl von Möglichkeiten, um Klienten in schwierigen Lebenssituationen zu unterstützen.
Die Gründe beziehungsweise Ziele, eine Beratungsstelle aufzusuchen, sind individuell. Manche Familien haben mit einer veränderten Lebenssituation zu kämpfen, andere möchten wieder zusammenwachsen oder versuchen, Resilienz bei den Kindern zu fördern. Denn das Familienleben kann auch durch äußere Konflikte leiden, etwa wenn der Nachwuchs in der Schule Mobbing ausgesetzt ist.
Darüber hinaus kann ein Familienberater an weitere Anlaufstellen verweisen. Besitzt er selbst eine Ausbildung als Achtsamkeitstrainer, sind in diesem Bereich weitere Ansätze möglich.
Hierbei geht es darum, bewusst die Erfahrungen des gegenwärtigen Augenblicks wahrzunehmen. Bei Spannungen in der Familie kann dies eine Methode sein, um nicht direkt in den nächsten Streit zu verfallen.
In diesem Artikel gehen wir genauer darauf ein, was sich hinter dem Begriff der systemischen Familienberatung verbirgt und wann es sinnvoll sein kann, diese in Anspruch zu nehmen.
Darüber hinaus erklären wir den groben Ablauf eines Beratungsprozesses und welche Methoden hierbei häufig zum Einsatz kommen. Dazu zählt zum Beispiel das Rollenspiel.
Da eine Familie ein sehr komplexes System ist, kann jedoch auch ein Familienberater nicht in jedem Fall helfen. Aus diesem Grund gehen wir zuletzt auf die Grenzen der Familienberatung ein.
Was verbirgt sich hinter einer systemischen Familienberatung?
Systemische Familienberatung ist eine Methode, welche darauf abzielt, Probleme innerhalb von Familien zu verstehen und zu lösen. Anders als bei traditionellen Therapieformen, die sich oft auf individuelle Schwierigkeiten konzentrieren, wird die Familie als Ganzes untersucht, um die Dynamiken und Kommunikationsmuster zwischen ihren Mitgliedern zu verstehen.
Dabei wird der Fokus nicht nur auf die gegenwärtige Situation gelenkt, sondern es wird eine multigenerationale Perspektive eingenommen. Das bedeutet, dass auch die Einflüsse vergangener Generationen auf die aktuellen Probleme untersucht werden.
Durch das Verständnis dieser Zusammenhänge können Familienmuster besser verstanden werden. Eine geringe Frustrationstoleranz bei den Kindern zum Beispiel hat sich vielleicht schon über Generationen hinweg gezeigt, weil schlechte Erziehungsmuster nicht durchbrochen wurden.
Durchgeführt wird das Coaching in der Regel von einem Psychologen. Hat dieser die destruktiven Interaktionsmuster erkannt, hilft er der Familie, diese zu ändern. Hierdurch sollen langfristig die Beziehungen zwischen den einzelnen Familienmitgliedern gestärkt und verbessert werden.
Daneben kann auch ein Familiencoach die Familie darin unterstützen, effektiv miteinander zu kommunizieren, Konflikte konstruktiv anzugehen und Lösungen für ihre Probleme zu finden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Beratungsform ist ihre Ressourcenorientierung. Anstatt sich ausschließlich auf die Schwierigkeiten zu konzentrieren, identifizieren die Berater die Ressourcen und Stärken der Familie. Anschließend helfen sie ihr, diese zu nutzen, um positive Veränderungen herbeizuführen.
Dieser Ansatz stärkt das Selbstvertrauen der Familienmitglieder und zeigt ihnen, dass sie gemeinsam Verbesserungen herbeiführen können. Dabei ist das Coaching ziel- und lösungsorientiert ausgerichtet. Die Berater arbeiten mit der Familie zusammen, um realistische und umsetzbare Lösungen zu finden.
Nachdem das Ziel feststeht, geht es um die Entwicklung einer individuellen Strategie. Berücksichtigt werden muss dabei die Vielfalt von Familienstrukturen, Kulturen und Wertvorstellungen. Nur wenn die Strategie zur Zielerreichung sich an den Bedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht wird, führt sie langfristig zum Erfolg.
Wann ist eine systemische Familienberatung sinnvoll?
Gibt es in einer Familie wiederkehrende Konflikte oder ein Problem, das nicht selbst gelöst werden kann, hilft ein Beratungsangebot bei der Bewältigung. Ebenso kann es sein, dass eine Familie die Beziehung zwischen den einzelnen Mitgliedern verbessern möchte. Auch in diesem Fall kann ein Familienberater dabei helfen, Lösungen zu finden.
Darüber hinaus kann eine Familie auf die Hilfe von außen in Situationen wie diesen zurückgreifen:
- Belastende Ereignisse: Familien können durch belastende Lebensereignisse wie Krankheit, Arbeitslosigkeit oder finanzielle Probleme beeinträchtigt werden. Wenn jedes Familienmitglied für sich allein gegen die Hürden kämpft, ist eine Verarbeitung der Umstände schwierig. Ein Coaching kann helfen, die Ereignisse gemeinsam zu bewältigen und Kindern die Angst zu nehmen, dass die Familie zerbricht. Stattdessen ist es das Ziel, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.
- Veränderungen: Ebenso können große Veränderungen die bestehende Familiendynamik beeinflussen. Dazu gehören Umzüge genauso wie eine Trennung oder Scheidung. Sie bedeuten für die Eltern viele Herausforderungen, vor allem aber sind sie für ein Kind eine große Belastung. Deshalb sollte dessen Wohl im Mittelpunkt stehen. Mit einem Berater kann beispielsweise besprochen werden, wie der Nachwuchs möglichst eine gute Familienbeziehung zu beiden Elternteilen aufrechterhalten kann.
- Erziehungsschwierigkeiten: Eltern können auch Hilfe bei der Bewältigung von Erziehungsherausforderungen suchen. Oft geht es hierbei um Verhaltensauffälligkeiten, soziale Ängste oder Probleme in der Schule. Ein Coach gibt dir Tipps, wie du mit deinem Nachwuchs am besten über die Schwierigkeit redet und ihn unterstützt. Bei Lernschwierigkeiten erhältst du beispielsweise Informationen, wie du die Konzentration bei Kindern fördern kannst. Bei Bedarf vermittelt er dich an weitere Experten, zum Beispiel Psychologen.
Hast du das Gefühl, dass deine Familie auf der Stelle tritt und Hilfe benötigt, dann suche eine entsprechende Beratungsstelle auf. Selbst wenn es sich um ein scheinbar kleines Problem handelt, kannst du die Unterstützung in Anspruch nehmen, bevor sich dieses weiter verschlimmert.
Wie ist der Ablauf einer systemischen Familienberatung?
Im Zuge der Beratung durchlaufen die Klienten einen strukturierten, jedoch flexiblen Prozess, der auf die individuellen Bedürfnisse und Dynamiken der beteiligten Familie zugeschnitten ist. Im ersten Gespräch, der sogenannten Anamnese, werden die aktuellen Probleme, Herausforderungen und Ziele der Familienmitglieder besprochen.
Anschließend werden die Rahmenbedingungen, Ziele und Erwartungen definiert. Diese dienen als Leitfaden für den weiteren Verlauf des Beratungsprozesses.
Im nächsten Schritt beginnt die eigentliche Beratungsarbeit. Die Psychologin oder ein Familiencoach macht sich ein genaueres Bild über die Familiendynamik. Er möchte erkennen, welche Beziehungs-, Interaktions- sowie Kommunikationsmuster bestehen.
Dabei werden auch die Stärken und Schwächen der Familienmitglieder analysiert, um den Lösungsprozess auf die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen.
Die Klienten dürfen jederzeit offen sprechen und ihre Gefühle thematisieren, da die Gespräche bei einer Psychologin den Vertraulichkeitsregeln unterliegen. Möchte sich eine Person nicht vor den anderen äußern, kann ein Vieraugengespräch mit dem Berater stattfinden.
Während des Beratungsprozesses werden verschiedene Methoden und Übungen genutzt, um an einem besseren Umgang beziehungsweise der Überwindung der bestehenden Schwierigkeiten zu arbeiten.
Hierzu gehören beispielsweise Rollenspiele, Familienaufstellungen oder Genogramme, mit dem die Strukturen innerhalb der Familie optisch aufgezeichnet werden. Des Weiteren sind Hausaufgaben möglich, im Rahmen derer etwa ein Gespräch zu einem bestimmten Thema geführt werden muss.
Wie oft die Familie den Berater aufsucht, kann von Problem, Bereitschaft zur Mitarbeit und Fortschritten abhängen. Bei kleinen Schwierigkeiten können drei Termine ausreichend sein. Genauso ist es möglich, dass sich der Prozess über mehrere Monate oder auch ein Jahr erstreckt.
Von großer Wichtigkeit ist es, dass die Familie mit dem Berater ihre Erfahrungen regelmäßig reflektiert. Auf diese Weise kann festgestellt werden, welche Techniken funktionieren und in welchen Bereichen weiterhin Defizite bestehen. Bei Bedarf können parallel weitere Coachings stattfinden, beispielsweise bei einem Kinder- und Jugendcoach.
Häufig eingesetzte Methoden
Um familiäre Dynamiken zu analysieren, Ressourcen zu identifizieren und Lösungen für Herausforderungen zu finden, werden während des Beratungsprozesses verschiedene Methoden und Techniken eingesetzt.
Das zentrale Element sind Sitzungen, an denen möglichst alle Familienmitglieder teilnehmen, um gemeinsam über die bestehenden Probleme zu sprechen. Während der Sitzungen hört der Berater nicht nur aufmerksam zu, sondern beobachtet und analysiert die Interaktion zwischen den Klienten.
Manchmal ist es zudem hilfreich, wenn zusätzliche Einzelgespräche mit Familienmitgliedern stattfinden. Durch diese können persönliche Anliegen, Gefühle und Perspektiven genauer beleuchtet werden. Ebenso sind hierdurch individuelle Hilfestellungen möglich.
Weitere häufig eingesetzte Methoden sind:
- Rollenspiele: Rollenspiele werden oft verwendet, um schwierige Situationen oder Konflikte innerhalb der Familie nachzuspielen und alternative Handlungsmöglichkeiten zu erproben. Hierfür versetzen sich die Klienten in ein anderes Familienmitglied hinein. Vater und Sohn können beispielsweise ihre Rollen tauschen und dann über ein Problem diskutieren. Das ermöglicht es, die Perspektive der anderen Person zu verstehen und eröffnet neue Lösungsansätze.
- Genogramme: Genogramme sind grafische Darstellungen der familiären Beziehungen. Sie helfen, die Struktur und Dynamik der Familie zu visualisieren. Dafür zeigen sie beispielsweise die Beziehungen zwischen Familienmitgliedern oder verschiedenen Generationen. Ziel ist es, dass der Berater anhand des Genogramms familiäre Muster und Zusammenhänge besser versteht.
- Familienskulpturen: Hierbei handelt es sich um eine kreative Methode, mit der sich ebenfalls das Beziehungsmuster innerhalb der Familie darstellen lassen. Die Familienmitglieder werden gebeten, sich im Raum zu positionieren und ihre Beziehungen zueinander physisch darzustellen. Dies ermöglicht es, verborgene Dynamiken und Konflikte sichtbar zu machen.
Darüber hinaus kann der Berater den Klienten die Aufgabe erteilen, Kommunikationsübungen durchzuführen oder gemeinsamen Aktivitäten nachzugehen. Das kann eine Radtour, ein Spieleabend, ein Ausflug in die Natur oder etwas ganz anderes sein.
Hierdurch soll ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl entstehen. Daneben können auch einzelnen Personen besondere Hausaufgaben übertragen werden, etwa die Teilnahme an einem Bildungscoaching.
Grenzen der Familienberatung
Die Familienberatung ist eine effektive Technik, um Familien bei der Bewältigung von Problemen und der Stärkung ihrer Beziehungen zu unterstützen. Dennoch hat sie Grenzen, die berücksichtigt werden müssen. Eine der größten Herausforderungen besteht in der Komplexität von Familiensystemen.
Familien sind äußerst vielfältige Netzwerke und es kann schwierig sein, alle Aspekte vollständig zu verstehen und angemessen zu berücksichtigen. Je größer die Familie ist, desto herausfordernder ist es, alle Aspekte zu erfassen.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Widerstände, die innerhalb der Familie auftreten können. Nicht alle Familienmitglieder sind offen für Veränderungen. Ebenso kommt es immer wieder vor, dass sich einige Personen gegenüber externer Unterstützung verschließen. Das kann den Erfolg der Beratung beeinträchtigen und zusätzliche Herausforderungen mit sich bringen.
Zudem muss von Beginn an klar sein, dass es keinen garantierten Erfolg gibt. Inwiefern Fortschritte eintreten, hängt davon ab, wie gut sich alle Familienmitglieder einbringen und an sich arbeiten. Schließt eine Person die Teilnahme am Coaching komplette aus, erschwert das den Beratungsprozess.
Bei manchen Themen gerät die systemische Familienberatung auch an ihre Grenzen. Ist zum Beispiel ein Familienmitglied physisch oder psychisch erkrankt und das einer der Gründe für die belastende Situation, sind weitere Hilfemaßnahmen erforderlich.
Hierbei kommen ein Gespräch mit dem Arzt, Selbsthilfegruppen oder auch spezielle Beratungsangebote im Bereich der Inklusionspädagogik infrage.