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Ausgrenzung, Beleidigungen, Angriffe – Was kannst du bei Mobbing tun?

Was tun bei Mobbing
Autor - Daniel Duddek
Verfasst von Daniel Duddek - Cheftrainer

Ist ein Kind Mobbingangriffen ausgesetzt, fühlt es sich in der Regel alleingelassen und hilflos. Je schlimmer die Attacken sind, desto schwerer erscheint der Weg zurück in die gewohnte Normalität.

Darum ist es umso bedeutsamer, dass du für deinen Sprössling da bist und weißt, was du bei Mobbing tun kannst.

Mit der Gewissheit, dass eine Person für immer an seiner Seite ist, übersteht ein Kind die schwierige Situation am besten. 

Von großer Bedeutung ist außerdem, dass du dein Kind stets ernst nimmst. Sätze wie „Stell dich nicht so an“ helfen niemandem weiter. Sie sorgen stattdessen dafür, dass dein Kind Schuldgefühle bekommt, obwohl es sich in der Opferrolle befindet.

Wie schlimm sich eine Situation für deinen Sprössling anfühlt, darf er selbst entscheiden. Es steht keiner anderen Person zu, seine Emotionen zu bewerten. 

Es ist wichtig, dass du deinem Kind zuhörst und beistehst. Bei der Bewältigung von Mobbing kannst du allerdings auch viele Fehler machen. Diese können die Situation für den Betroffenen sogar noch weiter verschlimmern.

Angepasst an die individuelle Situation deines Sprösslings, müssen spezielle Strategien gegen Mobbing zum Einsatz kommen.

Gleichzeitig gilt aber auch: Du bist niemals hilflos, wenn sie dein Kind mobben!

Es kann eine Weile dauern, bis du die richtige Unterstützung gefunden hast. Denn leider werten Lehrer und andere Pädagogen vor allem psychische Angriffe schnell als harmlose Streiche ab.

Sie erkennen den Ernst der Lage erst dann, wenn einem Kind eine psychische Krankheit ärztlich bescheinigt wird oder dem Mobbingopfer körperlicher Schaden zugefügt wurde.

Wir möchten dir mit diesem Artikel eine nützliche Hilfestellung anbieten, wenn dein Kind von Mobbingangriffen betroffen ist. Darum erklären wir dir zunächst, woran du Mobbing erkennst und welche Gründe den Attacken zugrunde liegen können.

Außerdem erhältst du Tipps, wie sich dein Sprössling verhalten beziehungsweise wehren sollte und wo du fachgerechte Unterstützung erhalten kannst. 

Lehrer hilft Kind bei Mobbing

Merkmale von Mobbing

Mobbing zeigt sich in zwei verschiedenen Formen:

  • Verbal: Beleidigungen, Beschimpfungen oder auch das Verbreiten von Gerüchten hinter dem Rücken einer Person stellen psychische Verletzungen dar. Besonders schlimm sind diese, wenn sie auch noch Gewalt angedroht bekommen.
  • Körperlich: Physische Attacken äußern sich, etwa in Schlägen und Tritten. Im schlimmsten Fall kommen weitere Misshandlungen hinzu. 

Während körperliche Angriffe meistens direkt erfolgen, können verbale Schikanen ebenso indirekt stattfinden. Das bedeutet, dass sie hinter dem Rücken des Betroffenen stattfinden. Zum Beispiel können die Mobber Gerüchte über ein anderes Kind verbreiten. Auf diese Weise lassen die Täter es vor anderen Gleichaltrigen oder Lehrern schlecht dastehen.

Zum besseren Verständnis solltest du noch wissen, dass nicht bei jedem verbalen oder körperlichen Angriff gleich von Mobbing die Rede ist. Erst dann, wenn die Schikanen geplant und regelmäßig stattfinden, sind es Mobbingattacken

Die Frage, wo Mobbing anfängt, ist darum gar nicht einfach zu klären. Es ist zum Beispiel nirgendwo definiert, wie oft die Demütigungen stattfinden müssen, damit von Regelmäßigkeit gesprochen werden kann.

Zudem schwächt es das Selbstwertgefühl deines Kindes jedes Mal, wenn es Mobbingangriffen ausgesetzt ist – ganz egal, ob diese einmal oder viermal in einer Woche stattfinden. 

Vertraut dein Kind dir an, dass es eine schlechte Behandlung ertragen muss, solltest du das wirklich ernst nehmen. Das gilt auch dann, wenn es nur gelegentlich die Zielscheibe ist. Aus gelegentlichen Angriffen kann sich schnell eine Routine entwickeln. 

Ab diesem Punkt kommt dein Kind nicht mehr ohne Weiteres aus der Situation heraus, da die Strukturen zu festgefahren sind.

Je schneller Maßnahmen gegen Mobbing ergriffen werden, desto besser stehen die Chancen, dass sie einen schnell wieder in Ruhe lassen. Zuweilen hilft als letzter Ausweg aber nur ein Wechsel der Schule. 

Das gezielte Fertigmachen von Mitschülern kommt übrigens nicht nur unter älteren Kindern vor. Mobbing in der Grundschule verbreitet sich ebenfalls immer mehr. 

Mobbing-Resilienztrainer als Karrierechance

Das richtige Verhalten bei Mobbing

Eines vornweg: Jedes Kind ist individuell und muss für sich selbst den richtigen Weg finden, mit den Schikanen umzugehen und sie zu verarbeiten. Du kannst deinen Sprössling aber darin unterstützen, sich nicht von Mobbern unterkriegen zu lassen.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten: 

  • Rückzug: Insbesondere Kinder, die harmoniebedürftig sind oder ein geringes Selbstbewusstsein haben, ziehen sich bei Angriffen gegen sie lieber zurück. Dieses Verhalten ist insofern sinnvoll als dass es zur Deeskalation der Situation beitragen kann. Allerdings musst du aufpassen, dass dein Schatz nicht resigniert und seine ganze Lebensfreude verliert. Sonst kann der Rückzug eine Depression zur Folge haben. 
  • Gegenangriff: Heranwachsende, die sich zu wehren wissen, können sich selbst besser aus der Opferrolle befreien. Der Gegenangriff sollte jedoch nicht zusätzliche körperliche Gewalt hervorrufen. Denn dann besteht die Gefahr, dass dein Kind irgendwann die Täterrolle einnimmt. 

Unerlässlich ist es außerdem, dass du dein Kind ernst nimmst, wenn es von den Vorfällen berichtet. Spiele die Situation niemals herunter und stelle seine Gefühle nicht infrage. Versuche stattdessen lieber, dich in seine Lage hineinzuversetzen.

Je besser du deinen Sprössling verstehst, desto mehr Vertrauen baut es zu dir auf. Und gerade in solchen schwierigen Situationen ist es für Heranwachsende wichtig, einen sicheren Hafen zu haben.

Ist dein Kind von Mobbingangriffen betroffen, kann es zudem sein, dass es mehr Zuwendung benötigt als früher. Versuche darum, ihm die Liebe und Nähe zu geben, die es gerade braucht. Wichtig dabei ist, dass dein Sprössling zwar anhänglich sein darf, sich aber nicht dauerhaft verstecken soll.

Mach ihm deutlich, dass er sich nicht mit den Umständen abfinden muss, sondern ihr gemeinsam gegen die Mobber vorgeht. Sucht euch hierfür professionelle Hilfe. 

Niemals solltet ihr versuchen, direkt auf die Täter oder deren Eltern vorzugehen. Hierdurch ruft ihr nur eine größere Aggression hervor. 

Wege, um gegen Mobbing vorzugehen

In diesem Abschnitt möchten wir euch verraten, wie du dein Kind bei der Bewältigung der Mobbingattacken unterstützen kannst. 

Hat sich dein Sprössling gegenüber dir geöffnet und von den Schikanen berichtet, solltest du erst einmal einen kühlen Kopf bewahren. Impulsive Handlungen verunsichern deinen Sprössling nur noch mehr. Besser ist es, du denkst in Ruhe über die nächsten Schritte nach.

Dabei kannst du dich an folgendem Schema orientieren:

  • Wünsche deines Kindes: Sprich mit deinem Sprössling, wie die Situation für ihn erträglicher wird. Die Schikanen werden nicht von heute auf morgen aufhören. Es geht daher zunächst erst einmal darum, zu verhindern, dass es in eine tiefe psychische Krise rutscht.
  • Pädagogisches Personal aufsuchen: Finden die Angriffe in der Schule, einem Sport- oder Freizeitverein statt, kannst du das dortige Personal informieren. Der Klassen- oder Vertrauenslehrer beziehungsweise Trainer oder Betreuer ist dabei der erste Anlaufpunkt. Spielt dieser die Situation herunter, kannst du dich an die nächsthöhere Ebene wenden. Gemeinsam mit dem zuständigen pädagogischen Personal kannst du dann das weitere Vorgehen abstimmen.
  • Psychologische Hilfe: Selbst wenn dein Kind die Mobbingangriffe oder Cybermobbing anscheinend locker wegsteckt, sieht es im Inneren meist anders aus. Folglich empfiehlt es sich, eine Beratungsstelle oder einen Psychologen aufzusuchen. Alternativ kannst du dich an einen Kinder- und Jugendcoach wenden. Verweigert dein kleiner Schatz den Besuch der Schule, ist zudem ein ärztliches oder psychologisches Attest nötig, um dich vor Strafen zu schützen.
  • Verbündete suchen: Krisen lassen sich leichter überwinden, wenn das betroffene Kind mit Personen sprechen kann, die Ähnliches durchmachen. Denn diese können die Ängste und Sorgen besser nachvollziehen als Außenstehende. Andere Betroffene lassen sich zum Beispiel in Selbsthilfegruppen finden.
  • Rechtlicher Beistand: Unter Umständen kann es sinnvoll sein, einen Anwalt einzuschalten. Ob dies erfolgversprechend ist, hängt allerdings in den meisten Fällen von der Schwere des Mobbings ab.

Strafbarkeit von physischen und psychischen Angriffen

Jeder, der schon einmal unter Mobbing gelitten hat, wünscht sich natürlich, dass die Täter eine entsprechende Strafe erhalten. In vielen Fällen passiert den Mobbern jedoch nichts.

Zum einen, weil sich die Betroffenen nicht trauen, Anzeige zu erstatten. Zum anderen, weil die Tatbestände zu gering oder nicht eindeutig nachweisbar sind.

Handelt es sich um verbale Schikanen in der Schule, bringt das Hinzuziehen eines Anwalts meist keinen Erfolg mit sich. Allerdings kann er dich zum Beispiel unterstützen, wenn dein Kind während des laufenden Schuljahres die Bildungseinrichtung wechseln möchte. Diesen Vorhaben stehen oft bürokratische Vorgaben im Weg. 

Mehr Erfolg auf eine Verurteilung gibt es, wenn einer der folgenden Tatbestände vorliegt:

  • Körperverletzung: Physische Gewalt ist eine der schlimmsten Ausprägungen von Mobbing. Wird deinem Kind körperlicher Schaden zugefügt, solltest du umgehend mit ihm zur Polizei gehen und einen Arzt aufsuchen, der die Verletzungen bestätigt. Danach stehen die Chancen gut, eine Verurteilung der Täter zu erreichen.
  • Diebstahl: Wenn sie deinem Sprössling etwas gestohlen haben, ist ebenfalls eine Anzeige möglich. Oft ist es jedoch schwer, diesen nachzuweisen. Darüber sollte es sich um einen teuren Gegenstand handeln. Sonst wird das Verfahren vermutlich wegen zu geringer Wichtigkeit eingestellt. 

Des Weiteren können Beleidigungen, Nötigung, Erpressung und Verleumdung zu Geldstrafen führen. Hierfür sind allerdings gute Beweise nötig. Am besten berätst du dich vor dem Gang zur Polizei mit einem Anwalt, wie groß die Erfolgsaussichten für eine Verurteilung sind. 

Bedenken solltest du außerdem, dass eine mögliche Anzeige für deinen Sprössling eine Menge emotionalen Stress mit sich bringt. Eventuell sind die Täter danach noch aggressiver. Daher sind manchmal andere Methoden dem Gang zur Polizei vorzuziehen.

Such dir am besten Hilfe bei einer professionellen Mobbing Beratung und besprich dort ganz in Ruhe die möglichen Vorgehensweisen. Natürlich solltest du letztendlich auch dein Kind in alle Entscheidungen mit einbeziehen.

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Was macht Mobbing mit deinem Kind?

Die Folgen von den Angriffen gegen deinen Sprössling können genauso vielseitig sein wie die Ursachen. Neben körperlichen Symptomen nimmt oftmals die Psyche Schaden. Je schneller dein Kind aus der Situation herauskommt, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für Spätfolgen.

Ein stabiles soziales Umfeld trägt ebenfalls zu einem großen Selbstwertgefühl bei. Doch auch, wenn dein Schatz einen gefassten Eindruck macht, solltest du seelische Störungen nicht auf die leichte Schulter nehmen. 

Zu Beginn einer Mobbingphase treten überwiegend physische Probleme auf. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Bauchschmerzen: Leidet dein Kind unter ständigen Bauchschmerzen oder Appetitlosigkeit, kann emotionaler Ballast dahinterstecken. 
  • Schlafstörungen: Schlechte Träume und unruhiger Schlaf sind ein Zeichen dafür, dass dein Kind einschneidende Ereignisse verarbeiten muss. 

Ist der Mobbingprozess weiter fortgeschritten, können verstärkt seelische Störungen zutage treten:

  • Fehlendes Selbstbewusstsein: Lästern andere über das Aussehen eines Heranwachsenden oder muss er körperliche Gewalt einstecken, nagt das an seinem Selbstwertgefühl. Aktivitäten in einem Verein oder soziales Engagement können deinen Sprössling darin unterstützen, neues Selbstvertrauen aufzubauen. 
  • Depressionen: Zieht sich dein Schatz aus Angst, Traurigkeit oder Frustration zurück, kann das zu einer Depression führen. Sorge darum am besten weiterhin für freudige Momente. Diese kannst du etwa schaffen, indem ihr gemeinsam regelmäßig etwas Schönes unternehmt. 

Außerdem kommt es häufig vor, dass ein Kind nicht mehr den Ort aufsuchen möchte, an dem es gemobbt wird. Meistens ist das die Schule. Für dieses Verhalten solltest du dein Kind nicht bestrafen.

Vermutlich sieht es keinen anderen Ausweg mehr, um sich vor den Attacken zu schützen. Überlegt gemeinsam, welchen Weg es gibt, dass die Versetzung deines Sprösslings keiner Gefahr ausgelegt ist.

Sofern die Lehrer kooperieren, kann dein Kind etwa den entsprechenden Schulstoff zu Hause lernen. Für die Klausuren geht es dann in die Schule. Manche Bildungseinrichtungen bieten auch allgemeine Nachschreibe-Termine an. Dadurch trifft dein Kind nicht auf die Täter. 

Mutter tröstet ihr Kind

Fazit: Bewältigung einer schweren Phase

Ist dein Kind täglich den Attacken anderer Heranwachsenden ausgesetzt, scheint es manchmal keinen Weg aus der Krise zu geben. Einige Kinder müssen die Anfeindungen gegen sie über mehrere Jahre hinweg ertragen.

Doch wenn du mit ihm gemeinsam für einen Weg aus der Hölle kämpfst, wird die schwere Zeit auch zu einem Ende finden.

Wichtig ist, dass sich dein Sprössling jederzeit auf dich verlassen kann. Denn ohne Halt rutschen gemobbte Heranwachsende noch tiefer in eine Abwärtsspirale, die sogar schon Jugendliche in den Selbstmord getrieben hat. Das zeigt, dass Mobbing ein ernstes Thema ist und nicht akzeptiert werden sollte.

Stattdessen solltest du dein Kind darin unterstützen, sich einen Kreis Verbündeter aufzubauen. Familie, Freunde und loyale Mitschüler können einem Mobbing Opfer den nötigen Halt geben, um die Phase durchzustehen.

Außerdem können Psychologen und Pädagogen dafür sorgen, dass deine Tochter beziehungsweise dein Sohn keine langfristigen psychischen Schäden davonträgt.

Niemand muss sich dafür schämen, Opfer von Mobbingattacken geworden zu sein. Zudem sollte ein Heranwachsender niemals die Schuld dafür bei sich suchen. Das Einzige, was zählt, ist, dass du bei Mobbing was tun kannst. Motiviere dein Kind, sich niemals unterkriegen zu lassen. 

Wenn wir die Attacken durch Mobbingprävention zu Beginn stoppen, hört es manchmal schnell wieder auf. Genauso kann es aber auch passieren, dass die Mobber eine zu große Macht haben.

Bleibt nur ein Umzug oder Schulwechsel als letzter Ausweg, ist das kein Zeichen von Versagen – sondern der Beginn eines neuen Lebens.

Du und dein Kind, ihr seid ein starkes Team!

Autor - Daniel Duddek
Über unseren Autor
Daniel ist der Entwickler des Stark auch ohne Muckis-Konzeptes. Nachdem er im Jahr 2004 eine Entscheidung gegen die schiefe Bahn und für ein starkes und integres Leben traf, widmete er sich dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Mobbing. Das zu einer Zeit, in der fast niemand über das Thema sprach. Er ist Vater von zwei Kindern, Erzieher, ausgebildeter Trainer und Coach und hat sein eigenes System in den letzten 12 Jahren erst entwickelt, dann evaluiert und nun so rund geschliffen, dass es wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert, um Kinder nachhaltig zu stärken.