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Mobbing im Kindergarten erkennen & lösen – 8 Tipps

Mobbing im Kindergarten
Verfasst von Daniel Duddek

Bei dem Begriff „Mobbing“ denken die meisten Personen wohl an Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz. Allerdings können Quälereien bereits viel früher beginnen: Mobbing im Kindergarten gestaltet sich zwar anders als bei Jugendlichen oder Erwachsenen, kann für die Betroffenen jedoch ebenso schmerzhaft sein und negative Folgen für die Entwicklung haben.

Darum ist es wichtig, Schikanen bei Kindern nicht einfach abzutun, sondern diesen aktiv entgegenzuwirken.

Nur wenn schlechtes Verhalten schon frühzeitig unterbunden beziehungsweise sanktioniert wird, verstehen bereits die Kleinsten, wie sie sich gegenüber anderen Menschen rücksichts- und respektvoll verhalten.

Kommen sie dagegen mit ihren Gemeinheiten durch, werden sie dieses Verhalten auch in einem späteren Alter weiter fortführen. Es ist daher elementar, den Erwachsenen von morgen bereits frühzeitig Grenzen aufzuzeigen. 

Beobachtest du, dass ein Kind im Kindergarten geärgert wird, solltest du nicht erstmal abwarten, sondern sofort eingreifen. Denn wird einfach weggeschaut, verstehen Kinder nicht, dass sie sich falsch verhalten haben und gewöhnen sich womöglich ihre schlechte Eigenschaft an.

Hierzu gehört zum Beispiel, dass sie ein anderes Kind auslachen, es schubsen, schlagen oder ein Bein stellen. Darüber hinaus kommt es vor, dass beleidigende Worte benutzt werden.

Damit diese Taten kein Teil der Tagesordnung werden, sollten Erzieher immer eine gute pädagogische Ausbildung besitzen. Zudem sind die Eltern gefragt. Ist das Verhalten in einer Familie liebevoll, dienen Mutter und Vater als gutes Vorbild.

Wächst ein Kind jedoch in Verhältnissen auf, in denen Beschimpfungen und womöglich sogar Gewalt normal sind, sollte es in einer Kindertagesstätte lernen, dass friedvolle Interaktionen der bessere Weg sind.

8 Tipps gegen Mobbing im Kindergarten 

Was sind die Merkmale von Mobbing im Kindergarten?

Natürlich kommt es zwischen Kindern immer wieder zu kleinen Streitereien. Von Mobbing ist dann die Rede, wenn regelmäßig verbale oder physische Attacken gegen eine Person ausgeübt werden.

Da Konflikte in der Kindertagesstätte meist nur von kurzer Dauer sind und nicht systematisch geplant werden, ist nicht immer klar, ob diese wirklich als Mobbing bezeichnet werden können. Fakt ist jedoch, dass Grundformen sehr wohl bereits im Kleinkindalter auftreten. 

Meist nehmen die Schikanen bei Kindergartenkindern subtilere Formen an. Aussagen wie „Dann sind wir keine Freunde mehr“ können beispielsweise als Vorformen von Erpressung gewertet werden. Manchmal fangen Kinder zudem an, das Eigentum von jemand anderem zu verstecken und diese Person dann auszulachen.

Doch auch körperliche Auseinandersetzungen wie schlagen, ein Bein stellen oder schubsen treten bereits in der Kita auf. 

Zuweilen zeigt sich erst mit der Zeit, dass sich ein Kind in der Kita-Gruppe unwohl fühlt.

Die Merkmale sind dann ähnlich wie bei Erwachsenen:

  • Verweigerung: Wenn ein junger Mensch nicht mehr in die Kindertagesstätte gehen möchte, kann dies bedeuten, dass es sich aus der Gruppe ausgeschlossen fühlt oder regelmäßig geärgert wird. Zuweilen treten Alpträume oder Ängste bei Kindern auf, wenn sie Mobbing erfahren. Das solltest du sehr ernst nehmen. Sprich in Ruhe mit deinem Kind, um herauszufinden, wo die Probleme liegen.
  • Körperliche Symptome: Klagt dein Liebling oft über Bauchschmerzen oder mag es nichts mehr essen, stecken dahinter oft psychische Probleme. Genauso kann eine depressive Stimmung ein Anzeichen sein, dass in der Kita etwas nicht in Ordnung ist.
  • Abschottung: War dein Schatz früher fröhlich und hat gern mit anderen Kindern gespielt, zieht sich nun aber häufig allein zurück? Geh der Ursache auf den Grund. Den meisten Erfolg verspricht es, wenn Eltern zusammen mit dem Kita-Personal zusammenarbeiten. Vielleicht hat ein Erzieher sogar eine Weiterbildung im sozialen Bereich abgeschlossen und kennt sich speziell mit dieser Thematik aus.

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Vorgehen gegen Mobbing im Kindergarten

Wie betroffene Kinder die Schikanen empfinden, ist sehr unterschiedlich. Doch auch, wenn einem Kind die Angriffe nichts auszumachen scheinen, solltest du es darauf ansprechen. Es lernt, dass das Verhalten des anderen Kindes nicht in Ordnung ist und es auf deine Hilfe zählen kann.

Andernfalls vermittelst du die Botschaft, dass es allein mit der Situation klarkommen muss. Darüber hinaus kannst du nur durch das Gespräch erfahren, wie ein Kind die Situation tatsächlich empfunden hat. 

Im nächsten Schritt solltest du direkt das Kind ansprechen, von dem der Angriff ausgegangen ist. Es gilt, diesem liebevoll, aber gleichzeitig bestimmt zu vermitteln, dass sein Verhalten falsch war. Helfen kann hierbei, ihm klarzumachen, wie sich das angegriffene Kind fühlt beziehungsweise nachzufragen, wie es sich selbst an dessen Stelle fühlen würde.

Zudem ist es sinnvoll, von Beginn an alle Kinder zu sensibilisieren und ihnen Strategien gegen Mobbing zu vermitteln, die sie auch nach der Zeit in der Kita anwenden können.

Thematisiere in der Gruppe am besten in regelmäßigen Abständen verschiedene Verhaltensweisen. Fallbeispiele und kurze Geschichten können helfen, zu erklären, wie ein fairer und toleranter Umgang aussieht. 

Ebenfalls sinnvoll ist es, Verhaltensregeln für die Gruppe aufzustellen. Formuliere diese möglichst einfach, damit jedes Kind sie versteht.

Achte außerdem darauf, dass es nicht zu viele Richtlinien sind. Es ist besser, wenige kurze Regeln zu formulieren und streng auf deren Einhaltung zu achten, als zu viele Vorschriften aufzustellen, die sich dann kein Kind merken kann. 

Die Verhaltensregeln für eine Kita-Gruppe könnten wie folgt aussehen:

  • 1. Wir benutzen keine Schimpfwörter.
  • 2. Wir lachen niemanden aus.
  • 3. Wir schubsen und schlagen uns nicht.

Verstößt ein Kind gegen einen dieser Grundsätze, solltest du es darauf ansprechen und ihm klarmachen, warum sein Verhalten falsch ist. Bei einer Zusatzqualifikation für Erzieher kannst du zudem noch mehr über Maßnahmen gegen Mobbing lernen und wie du diese am besten umsetzen kannst.

Maßnahmen gegen Mobbing 

Verhaltenstipps für Eltern

Ist das eigene Kind von Mobbing betroffen, sind viele Eltern unsicher, wie sie sich richtig verhalten. Das Wichtigste ist zunächst, dass du deinem Sprössling das Gefühl vermittelst, dass es kein schlechtes Gewissen haben muss.

Mache ihm klar, dass er nichts dafür kann, dass sich die anderen Kinder ungerecht ihm gegenüber verhalten. Des weiteren solltest du deinem Schatz vermitteln, dass es bei Problemen jederzeit zu dir kommen kann, du es ernst nimmst und mit all deiner Kraft unterstützt. 

Im nächsten Schritt kannst du versuchen, mit deinem Kind zu sprechen und mehr über die Situation in der Kindertagesstätte herauszufinden. Es kann allerdings sein, dass sich dein Nachwuchs am Anfang verschlossen gibt und nichts erzählen möchte. Dränge es nicht zu sehr, sondern versuche es lieber zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal. 

Achte darauf, deinem Kind nicht zu viele Fragen zu stellen, wie zum Beispiel: „Hat Manuel dich auch geschlagen?“ Kinder neigen dazu, Fragen oftmals mit „ja“ zu beantworten, auch wenn etwas nicht stimmt. Darum solltest du lieber offene Fragen oder Aufforderungen stellen: „Erzählst du mir bitte, was in der Kita passiert ist?

Je mehr dein Kind von sich aus und ohne Nachfragen preisgibt, desto besser. Hab Geduld, falls es nicht gleich gelingt, seine Situation ganz zu verstehen. Wenn es Vertrauen zu dir hat, wird es dir nach und nach immer mehr erzählen.  

Außerdem ist es für die weitere Entwicklung von großer Bedeutung, das Selbstbewusstsein deiner Kinder zu stärken. Wird dieses schon im Kindesalter geschwächt, kann sich dies sonst durch sein ganzes weiteres Leben ziehen.

Auch dann, wenn die Schikanen im Kindergarten vorbei sind, solltest du sichergehen, dass es die Situation verarbeitet hat. Denn wer einmal aufgrund von Mobbing unsicher war, wird später leichter wieder zu einem Mobbingopfer werden.

Hilfe von Experten

Nicht immer kann die Situation in der Kindertagesstätte schnell aus der Welt geschafft werden. Manchmal fühlen sich Eltern von den Erziehern der Kita im Stich gelassen, weil diese die Situation nicht ernst genug nehmen, oder das Kind möchte trotz des Endes der Schikanen nicht mehr in die Gruppe zurück.

Unter Umständen kann es auch vorkommen, dass ein Kind noch lange Zeit depressive Züge zeigt oder unter Schlafproblemen leidet. In diesem Fall solltest du dir externe Hilfe suchen.

Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Psychologische Beratung: Ein Psychologe kann die Geschehnisse mit dir und deinem Kind aufarbeiten, damit es keine bleibenden seelischen Schäden davonträgt. Dies geschieht in der Regel mit einer Gesprächstherapie, die meist nach rund acht Wochen abgeschlossen werden kann.
  • Erziehungsberatungsstelle: Es gibt verschiedene soziale Träger, die Beratungsstellen als Anlaufpunkt zur Verfügung stellen. Bei diesen kannst du in einer vertrauensvollen Umgebung über die Situation sprechen und erhältst Tipps, wie du dein Kind unterstützen kannst.

Ferner kann es sinnvoll sein, die Kindertagesstätte zu wechseln. Das ist allerdings nicht immer einfach zu organisieren. Vor allem in Großstädten bestehen für einen Kitaplatz oft lange Wartezeiten.

Zudem kann die Eingewöhnung in einen neuen Kindergarten ebenso Stress für dein Kind bedeuten. Aus diesem Grund solltest du gut abwägen, ob ein Wechsel der richtige Weg ist. Beziehe auch dein Kind in die Entscheidung mit ein.

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Was sollten Eltern bei Mobbing im Kindergarten nicht tun?

Es ist verständlich, dass wütende Eltern ihr Kind beschützen möchten. Hierbei kann es schnell passieren, dass du eine ungünstige Entscheidung triffst und damit die Situation verschlimmerst.

Selbst wenn du aufgebracht bist, solltest du darauf verzichten, die Eltern des mobbenden Kindes direkt anzusprechen. Diese möchten es meist nicht wahrhaben, dass ihr Kind schlechte Verhaltensweisen zeigt, und werden es daher in Schutz nehmen. 

Eine andere Reaktion kann sein, dass sie die Situation herunterspielen, weil zum Beispiel körperliche Auseinandersetzungen oder die Verwendung von Schimpfwörtern fälschlicherweise von ihnen als normal angesehen werden. In diesem Fall musst du mit Aussagen wie „Ihr Kind soll sich mal nicht so anstellen“ rechnen, die niemanden weiterbringen.

Möchtest du unbedingt mit den Eltern des mobbenden Kindes reden, sollte ein Erzieher das Gespräch moderieren. Dieser kann dafür sorgen, dass es konstruktiv gestaltet wird. Vorwürfe hingegen haben meist kein zufriedenstellendes Ergebnis zur Folge. Außerdem ist es hilfreich, wenn das Kita-Personal aus einer neutralen Sichtweise heraus den Fall mit beiden Eltern gemeinsam aufarbeiten kann. 

Stellt dich der zwischenmenschliche Umgang in der Kita nicht zufrieden, dann gib nicht vorschnell auf. Damit sich dein Sprössling gesund entwickelt, solltest du immer ansprechen, wenn dir auffällt, dass sich ein Kind unsozial verhält.

Andernfalls kann es die Psyche des Nachwuchses dauerhaft schädigen, sodass auch Ängste bei 10-jährigen Kindern, die früher Mobbing erfahren haben, auftreten. Unterschätze nicht, wie schwer sich Mobbing manchmal verarbeiten lässt. Vor allem Kinderseelen sind sehr verletzlich. 

Mobbing im Kindergarten ist der Vorbote für spätere Schikanen und es ist von essentieller Bedeutung, dass es von Beginn an keine Duldung findet.

Zudem ist es wichtig, die Betroffenen ernst zu nehmen und dass die Täter verstehen, dass ihr Verhalten falsch ist. Auf diese Weise lässt sich dazu beitragen, Mobbing in den späteren Lebensabschnitten wie Schule und Arbeit zu reduzieren.

Über unseren Autor
Daniel ist der Entwickler des Stark auch ohne Muckis-Konzeptes. Nachdem er im Jahr 2004 eine Entscheidung gegen die schiefe Bahn und für ein starkes und integres Leben traf, widmete er sich dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Mobbing. Das zu einer Zeit, in der fast niemand über das Thema sprach. Er ist Vater von zwei Kindern, Erzieher, ausgebildeter Trainer und Coach und hat sein eigenes System in den letzten 12 Jahren erst entwickelt, dann evaluiert und nun so rund geschliffen, dass es wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert, um Kinder nachhaltig zu stärken.