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Entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern erkennen und behandeln

Autor - Daniel Duddek
Verfasst von Daniel Duddek - Cheftrainer

Mama, ich habe Angst!“ – Solche und ähnliche Situationen erleben Mütter oft, vorwiegend in bestimmten Entwicklungsphasen des Nachwuchses. Das ist auch ganz normal. Denn je mehr Heranwachsende die Welt entdecken, desto mehr Gefahren erkennen sie.

Trotzdem fühlen sich Eltern manchmal überfordert. Sie wissen dann nicht, wie sie auf die Gefühle ihres Sprösslings richtig reagieren. 

Übst du einen pädagogischen Beruf wie etwa Erzieher aus, bist du gegenüber anderen Müttern im Vorteil. Dann weißt du, dass entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern in der Regel von selbst wieder verschwinden.

Bis dein Schatz die nächste Entwicklungsstufe erreicht. Denn mit jedem Alter rücken andere Sorgen in den Mittelpunkt der Heranwachsenden.

Dass insbesondere Klein- und Schulkinder manchmal übertriebene Angstgefühle haben, ist kein Grund zur Sorge. Sie lernen erst noch, welches Angstempfinden angemessen ist. Bis dahin werden Gefahren sowohl unter- als auch überschätzt.

Kleinkinder fahren etwa mit dem Laufrad auch mal ungebremst einen Berg herunter, da sie die Gefahr eines möglichen Zusammenpralls nicht kennen. Am Abend schlafen sie hingegen nicht ein, weil sie sich vor Monstern unter dem Bett fürchten.

Generell verspüren Heranwachsende viel häufiger Furcht als erwachsene Personen. Nur selten sind diese Gefühle aber so groß, dass sich daraus eine krankhafte Angststörung entwickelt. Mit der Zeit lernt dein Nachwuchs immer besser, Situationen richtig einzuschätzen und die eigenen Gefühle zu regulieren.

Bei diesem Prozess kannst du ihn gut unterstützen! Das gelingt, indem du die Ängste deines Sprösslings ernst nimmst und mit ihm ruhig darüber sprichst. 

Zudem sollte sich dein Schatz darauf verlassen können, dass er bei dir jederzeit Zuflucht findet!

In diesem Artikel verraten wir dir typische Ängste vom Baby- bis zum Teenageralter. Des Weiteren geben wir dir wertvolle Tipps an die Hand, mit denen du deinen Nachwuchs bei der Angstbewältigung unterstützt. Zum Schluss gehen wir darauf ein, wie du eine krankhafte Störung erkennst und darauf am besten reagierst.

Warum sind Kinderängste eine natürliche Reaktion des Körpers?

Obwohl Ängste nichts Schönes sind, sind sie erst einmal nichts Schlimmes.

Ganz im Gegenteil: Ängste sind bis zu einem gewissen Ausmaß sogar etwas Gutes. Bei unseren Vorfahren setzte ein Fluchtinstinkt ein, wenn sie sich einem gefährlichen Tier näherten.

Babys beginnen zu schreien, damit sich ihre Eltern um sie kümmern. Und wenn du ein fahrendes Auto auf der Straße siehst, überquerst du diese nicht. 

Angst ist also ein Urinstinkt, der uns vor gefährlichen Situationen bewahrt. Ohne ihn wäre die Menschheit womöglich schon frühzeitig ausgestorben. Problematisch ist es dann, wenn die Emotionen so stark werden, dass sie den Alltag deines Sprösslings beeinträchtigen. 

Ein Beispiel: Hat ein Kind Verlustangst, ist ein Besuch von Kita oder Schule nur schwer möglich. Bei solchen Fällen solltest du in jedem Fall einen Kinderarzt oder Psychologen konsultieren. Ergänzend ist ein Coaching bei einem Kinder- und Jugendcoach möglich. Letzterer fördert die Resilienz bei Kindern und verhilft ihnen zu neuem Selbstbewusstsein.

In der Regel sind Ängste bei Kindern jedoch an ein bestimmtes Alter gekoppelt und verschwinden mit der Zeit von allein wieder. Dein Nachwuchs durchläuft bestimmte Entwicklungsphasen.

In jeder dieser Phasen nimmt er seine Umwelt neu beziehungsweise anders wahr. Mehr zu können, ist toll für deinen Schatz. Gleichzeitig ist es aber gerade in den ersten Lebensjahren auch unheimlich.

Hinzu kommt, dass ein junger Heranwachsender noch nicht zwischen Fantasie und Realität unterscheiden kann. Dass die bedrohlichen Monster aus einem Buch nicht wirklich unter das eigene Bett kriechen, versteht ein Kind im Kindergartenalter noch nicht. Es ist wichtig, dass du deinen Nachwuchs dafür nicht auslachst.

Sei stattdessen an seiner Seite, bis die Furcht verschwindet. Durch Erklärungen und Zuneigungen sorgst du am schnellsten dafür, dass dein Kind mit seinen Gefühlen umzugehen lernt.

Typische Entwicklungsphasen im Kindes- und Jugendalter

Erwachsen zu werden, ist gar nicht so einfach. Jedes Kind muss hierfür verschiedene Phasen bewältigen und mit neu wahrgenommenen Bedrohungen zurechtkommen.

Typisch sind diese Entwicklungsstufen:

  • Erstes Lebensjahr: In den ersten Monaten fühlt sich ein Baby vorrangig durch laute Geräusche gestört. Ein Spaziergang wird schnell zum Hindernislauf. Baustellen, schreiende Kinder, hupende Autos – plötzlich nimmst auch du die lauten Töne auf der Straße stärker wahr. Gegen Ende des ersten Lebensjahres kommt die sogenannte „Fremdelphase“. Diese ist auch unter dem Begriff Achtmonatsangst bekannt. In dieser Zeit fürchtet sich dein Baby vor unbekannten Personen.
  • 2. bis 3. Lebensjahr: Die Furcht vor fremden Personen kann sich auch durch das zweite Lebensjahr ziehen. Zudem möchte sich dein Sprössling nun wahrscheinlich nicht von dir und seinen primären Bezugspersonen trennen. Auch Ängste vor Tieren oder der Dunkelheit prägen das Kleinkindalter.
  • 4. bis 5. Lebensjahr: Mit etwa 3 Jahren nimmt die Furcht vor Fantasiegestalten zu. Plötzlich lauern überall Monster, Geister oder Drachen. Hierdurch kommt es vor, dass dein kleiner Schatz vermehrt Albträume hat und nicht allein schlafen möchte. Das Elternbett ist für die Kleinsten oft eine sichere Zone, in die sie sich gern retten. Eng an Mama oder Papa gekuschelt, schläft ein Kind gleich viel besser.
  • 6bis 9. Lebensjahr: Der Wunsch, nicht allein zu schlafen, kann in dieser Phase noch einmal stärker werden. Denn mit rund fünf Jahren verstehen Heranwachsende, dass nicht alle Menschen lieb sind. Hinzu kommt die Furcht davor, dass den Eltern etwas passiert. Ein starker Medienkonsum verstärkt diese Ängste bei Kindern. Denn dadurch erfahren Heranwachsende etwa von Verbrechen und Naturkatastrophen. Kontrolliere darum auch, welche Medien dein Kind rezipiert.
  • Ab dem 10. Lebensjahr kommt dein Kind langsam in die Pubertät. Es beschäftigt sich verstärkt damit, wie es bei Gleichaltrigen ankommt. Zukunftsängste in Hinblick auf Partnerschaft und Beruf sowie das Vermeiden von Mobbing spielen eine große Rolle.

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Was können Eltern gegen entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern tun?

Es ist verständlich, wenn du dir Sorgen um deinen kleinen Schatz machst. Jede Mutter fühlt mit ihrem Nachwuchs mit, wenn es vor Furcht weint oder schreiend aus einem Albtraum aufwacht. Doch denke immer daran:

Das ist nur eine Phase, die zur Großwerden dazugehört. Denn gleichzeitig zeigen die Emotionen, dass sich dein Sprössling weiterentwickelt. 

Je mehr Verständnis er für die Vorgänge in der Welt entwickelt, desto beängstigender kommt ihm diese vor.

Das bedeutet aber nicht, dass die Eltern hilflos sind.

Ganz im Gegenteil: Wie jeder mit einer pädagogischen Ausbildung weiß, sollten Eltern ihren Nachwuchs bei der Angstbewältigung aktiv unterstützen.

Das gelingt zum Beispiel mit folgenden Mitteln:

  1. Gefühle ernst nehmen: Manchmal erscheint es Erwachsenen fast schon lächerlich, wovor sich der Nachwuchs fürchtet. Dennoch solltest du seine Emotionen stets ernst nehmen. Das Schlimmste ist es für einen Heranwachsenden, wenn du dich über seine Furcht lustig machst. Die beste „Erste Hilfe“ leistest du, indem du dein Kind in den Arm nimmst und ihm vermittelst, dass er bei dir sicher ist.
  2. Über Erlebnisse sprechen: In dem Moment der Furcht sind Heranwachsende von ihren Gefühlen überfordert. Du kannst deinem Kind helfen, seine Erlebnisse, Gedanken und Emotionen einzuordnen. Sprich mit ihm darüber, was genau es befürchtet. Gemeinsam könnt ihr die Situation einordnen.
  3. Rollenspiele durchführen: Hat dein Schatz Angst vor Geistern, könnt ihr einem Kuscheltier magische Kräfte verleihen. Mit diesen vertreibt es die Gespenster aus dem Kinderzimmer. Meidet dein Nachwuchs Gleichaltrige, kannst du mit zwei Puppen eine mögliche Begegnung zwischen zwei Kindern auf dem Spielplatz nachstellen. Ebenso hilft das Vorlesen von Geschichten. 

Lernt dein Kind, wie es sich seiner Furcht stellt, geht es zukünftig besser damit um. Es fühlt sich dann nicht mehr hilflos. Das kommt ihm nicht nur während der Jugendzeit zugute, sondern auch im Erwachsenenalter.

Richtiges Verhalten vorleben

Manchmal ist ängstliches Verhalten anerzogen. Fürchtest du dich vor Hunden und wechselst deshalb ständig die Straßenseite, überträgt sich dieses Verhalten auf deinen Nachwuchs. Es wäre falsch, alle eigenen Ängste zu verstecken.

Vielmehr solltest du offen damit umgehen – aber gleichzeitig deutlich machen, wie du an der Bewältigung arbeitest. In unserem Beispiel solltest du also nicht mehr ständig einen großen Bogen um jeden Hund machen.

Die Furcht vor bestimmten Dingen oder Situationen zu besiegen, gelingt allerdings nicht von heute auf morgen. Vielmehr ist es ein Prozess – und jeder Heranwachsende hat sein eigenes Tempo. Fürchten deine Kids die Dunkelheit beim Schlafen, schaffst du mit einem Nachtlicht schnell Abhilfe.

Trauen sie sich jedoch nicht ins Wasser, musst du über mehrere Monate hinweg immer wieder mit ihnen üben. Beginne beispielsweise damit, indem du den Kleinen Wasserspielzeug gibst. 

Ein paar Tage später geht es damit in die Badewanne. Sobald das Baden ohne Drama gelingt, kannst du mit ihnen das Babybecken im Schwimmbad aufsuchen. Erst, wenn sie sich dort sicher fühlen, geht es wiederum mit Schwimmärmeln ausgestattet in ein größeres Becken.

Es ist normal, dass es im Prozess der Angstbewältigung hin und wieder auch Rückschritte gibt. Eben noch fröhlich im Wasser geplanscht, will ein Kleinkind plötzlich das Schwimmbad verlassen. 

Wichtig: Passe dich dem Tempo deines Kindes an! Versuche niemals, es zu etwas zu drängen, für das es noch nicht bereit ist. Das verstärkt seine Ängste wieder. Es ist ärgerlich, wenn die gemachten Fortschritte auf diese Weise verloren gehen.

Was tun, wenn die Angst bleibt?

Verschwindet die Furcht vor bestimmten Dingen oder Situationen nicht mit der Zeit wieder, hat dein Kind womöglich eine Angststörung.

Diese Anzeichen deuten darauf hin:

  • Rückzug: Verliert dein Nachwuchs die Lust an Dingen, die er früher gern gemacht hat, solltest du das sehr ernst nehmen. Natürlich ändern sich Interessen im Kinderalter schnell. Zieht sich dein Schatz jedoch sehr zurück, ist das ein Warnsignal.
  • Traurigkeit: Weint dein Kind viel oder erzählt es dir, dass es traurig ist? Dann versuche, die Gründe hierfür herauszufinden. Manchmal stecken dahinter auch Selbstzweifel und Versagensängste. 
  • Körperliche Symptome: Angst äußert sich nicht nur in negativen Gedanken, sondern beeinflusst ebenso den Körper. Bauchschmerzen, Übelkeit oder Kopfschmerzen sind etwa die Folge. Ebenfalls häufig treten Albträume oder Schlafstörungen auf.

Glaubst du, dass dein Sprössling an einer Angststörung leidet, wende dich zunächst an einen Kinderarzt. Er entscheidet, ob dein Nachwuchs eine Behandlung durch einen Psychotherapeuten benötigt. Dieser geht dann gemeinsam mit deinem Sprössling den Gründen der Angstgefühle auf den Grund. 

Neben der fachmännischen Hilfe ist natürlich auch deine Unterstützung besonders wichtig. Mit deiner Geduld und Liebe steht dein Nachwuchs diese schwere Zeit sicherlich durch!

Weiterhin hast du jederzeit die Möglichkeit, weitere Hilfe einzuholen. Leidet dein Kind zum Beispiel an Versagensängsten, hilft ein Lerncoach, das Selbstbewusstsein deiner Kinder zu stärken. Eine weitere gute Anlaufstelle sind Selbsthilfegruppen.

Die gibt es sowohl für Heranwachsende als auch für Erwachsene. Beeinflussen die psychischen Probleme deines Nachwuchses zu stark das Familienleben, kannst du eine Familien-Beratungsstelle aufsuchen.

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Entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern: Keine Angst vor einer Psychotherapie

Der Schritt zum Arzt oder Psychologen fällt vielen Eltern oftmals schwer. Sie werfen sich vor, in der Erziehung etwas falsch zu machen. Zudem fürchten sie negative Kommentare von Freunden, wenn der Nachwuchs eine Psychotherapie benötigt. Das ist jedoch der falsche Ansatz!

Du bist eine gute Mutter, gerade weil du die Sorgen deines Sprösslings ernst nimmst!

Eltern, die die Angstgefühle ihrer Kinder herunterspielen, verletzen deren Seele. Bleibt ein Heranwachsender mit seiner Furcht allein, lernt er niemals den richtigen Umgang mit seinen Emotionen. Hierdurch kann sich im Laufe seines Lebens erst recht eine mentale Störung entwickeln.

Des Weiteren bleibt das Erlernen von Empathie aus. Einfühlungsvermögen ist jedoch eine Eigenschaft, die wiederum die Grundlage für eine glückliche Beziehung darstellt.

Indem du mit deinem Schatz einen Psychologen oder einen Resilienztrainer für Kinder aufsuchst, verhinderst du diesen Teufelskreis. Stattdessen ermöglichst du ihm, emotionale Stärke zu entwickeln. Das kommt ihm auch später im Erwachsenenalter zugute.

Ein Beispiel: Ist eine Person zu ängstlich, verpasst sie großartige Chancen. Mutige Menschen hingegen wagen auch mal einen riskanten Schritt und entwickeln sich ständig weiter. Statt einer Fortbildung für Erzieher erkundigt sich eine Kita-Angestellte etwa nach alternativen Berufsfeldern für Erzieher und probiert noch einmal etwas ganz Neues aus.

Dadurch steigen dann ihre Chancen auf einen Job in einer Führungsposition. 

Es fühlen sich also nicht nur Heranwachsende durch die vielen Möglichkeiten, die das Leben bietet, eingeschüchtert. Auch viele Erwachsene fürchten die Folgen falscher Entscheidungen.

Sei deinem Nachwuchs ein gutes Vorbild und probiert gelegentlich gemeinsam etwas Neues aus. Auf diese Weise lernt er Vielseitigkeit zu schätzen.

Denk in schwierigen Zeiten daran: Entwicklungsbedingte Ängste bei Kindern verschwinden oft allein. Falls nicht, lassen sie sich gut behandeln.

Je früher und entschlossener du und dein Sprössling dagegen ankämpfen, desto schneller werden sich die Angstgefühle wieder auf einem normalen Niveau einpendeln.

Autor - Daniel Duddek
Über unseren Autor
Daniel ist der Entwickler des Stark auch ohne Muckis-Konzeptes. Nachdem er im Jahr 2004 eine Entscheidung gegen die schiefe Bahn und für ein starkes und integres Leben traf, widmete er sich dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Mobbing. Das zu einer Zeit, in der fast niemand über das Thema sprach. Er ist Vater von zwei Kindern, Erzieher, ausgebildeter Trainer und Coach und hat sein eigenes System in den letzten 12 Jahren erst entwickelt, dann evaluiert und nun so rund geschliffen, dass es wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert, um Kinder nachhaltig zu stärken.