Strategien gegen Mobbing: 5 Tipps für Eltern und Erzieher
Obwohl Mobbing in unserer heutigen Gesellschaft sowohl im Berufs- als auch im Arbeitsleben täglich Realität ist, wird immer noch viel zu wenig dagegen getan. Leider wissen auch nur wenige Eltern und Erzieher, wie sie Betroffenen zur Seite stehen können.
Besonders schlimm daran ist, dass ein falsches Vorgehen die Situation für ein ohnehin schon leidendes Kind noch schlimmer machen kann. Aus diesem Grund möchten wir dir die besten Strategien gegen Mobbing an die Hand geben.
Bevor wir uns ansehen, wie du gegen die Schikanen vorgehen kannst, jedoch vorab die wichtigste Botschaft: Nimm ein Kind stets ernst, wenn es sich ausgegrenzt fühlt oder schlecht behandelt wird!
Den größten Fehler den Erzieher oder Eltern machen können, ist, die Situation herunterzuspielen.
Ein „Stell dich nicht so an“, „Ignoriere die Gemeinheiten“ oder „Das wird schon wieder“ ist schnell daher gesagt, ändert jedoch überhaupt nichts. Wir müssen alle Kinder ernst nehmen und schützen, die von Mobbing betroffen sind. Andernfalls bekommen sie das Gefühl, allein dazustehen.
Als Folge werden sie entweder aggressiv und gewalttätig oder ziehen sich so weit zurück, dass sie im schlimmsten Fall sogar Selbstmord begehen. Beide Fälle sollten unbedingt verhindert werden.
Im ersten Moment bist du womöglich hilflos, wenn dir ein Kind erzählt, dass es gemobbt wird. Versetze dich einmal in die Lage des Betroffenen. Du wirst schnell spüren, dass sich ein Kind noch viel hilfloser fühlen muss – besonders dann, wenn es keine Unterstützung erfährt. Darum ist es wichtig, die richtigen Strategien und Maßnahmen gegen Mobbing einzuleiten.
Was ist Mobbing?
Zunächst stellt sich die Frage, was Mobbing überhaupt ist. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet frei übersetzt „jemanden schikanieren“. Mobbing tritt häufig in der Schule und am Arbeitsplatz auf, kann aber ebenso in Vereinen oder sogar innerhalb von Familien vorkommen.
Es ist möglich, von nur einer Person gemobbt zu werden, meist steht jedoch eine ganze Gruppe dahinter. Besonders schlimme Fälle treten beispielsweise in Schulklassen auf, wenn ein Schüler vom Rest der Klasse fertiggemacht wird.
Der Auslöser für die Schikanen ist meist harmlos. Beliebte Angriffspunkte sind das Aussehen einer Person, ihre Herkunft oder sexuelle Orientierung, ihre Hobbys oder auch eine besonders gute Leistung.
Gibt es etwa an Schulen in sozialen Brennpunkten viele Schüler mit schlechten Zensuren, kann ein besonders guter Schüler in deren Augen schnell zum Verräter werden, der von nun an als Feind gilt.
Die Mobbing-Angriffe können sowohl psychisch als auch physisch erfolgen. Beleidigungen, Ausgrenzung in der Schule, Demütigungen, die Behauptung falscher Tatsachen über das Mobbingopfer bis hin zu brutaler körperlicher Gewalt – das Spektrum an Handlungen ist groß und an dieser Stelle noch längst nicht vollendet.
In den letzten Jahren hat sich zudem eine weitere Form herausgebildet: das Cybermobbing. Hierunter ist die Beleidigung und Bedrohung durch moderne Kommunikationsmedien zu verstehen.
Besonders häufig tritt es in sozialen Netzwerken auf, da die Mobber dort die meiste Aufmerksamkeit für ihr Tun erhalten. Für die Betroffenen ist diese Form besonders schlimm, da zum Beispiel im Internet verbreitete Fotos manchmal nie mehr vollständig aus dem Netz zu löschen sind.
Wie hilfst du einem Mobbingopfer?
Die oberste Regel haben wir bereits am Anfang des Artikels genannt: Zuhören und ernst nehmen! Das Allerwichtigste für ein betroffenes Kind ist, dass es weiß, es ist nicht allein und wird bedingungslos unterstützt. Spiele seine Situation niemals herunter, denn Kinderseelen sind sehr verletzlich.
Lasse dir in Ruhe alles erzählen und stehe ihm tröstend und verständnisvoll beiseite. Nachdem du alles über die Situation kennst, könnt ihr gemeinsam überlegen, welche Schritte infrage kommen.
Die folgenden 5 Strategien gegen Mobbing können helfen:
1. Andere informieren
Wenn ein Kind von Mobbing betroffen ist, ist es wichtig, dass die betreuenden Personen Bescheid wissen. Hierzu zählen neben den Eltern auch die Lehrer bzw. Erzieher. Suche das Gespräch mit ihnen und informiere sie über die Situation.
Womöglich hat jemand aus dem pädagogischen Umfeld sogar eine Zusatzqualifikation für Erzieher abgeschlossen und bereits Erfahrung im Umgang mit dem Thema. Gerade bei pädagogischen Berufen gehört der Umgang mit Mobbing oftmals zur Grundausbildung.
2. Selbstbewusstsein stärken
Wenn Kinder Opfer von Schikanen sind, stehen sie meist allein da. Aus Angst, ebenfalls gemobbt zu werden, trauen sich andere Kinder nicht, für einen Außenseiter Partei zu ergreifen.
Darum ist es wichtig, dass Betroffene wissen, dass sie nichts Falsches getan haben. Welches der beste Weg ist, das Selbstbewusstsein bei Kindern zu stärken, ist individuell unterschiedlich. Helfen können etwa ein Sportkurs, ein Coaching oder eine psychologische Beratung.
3. Aus der Opferrolle rauskommen
Auch wenn ein Kind Opfer von Mobbing ist, musst du ihm bewusst machen, dass es kein Verlierer ist. Gib deinem Schützling zu verstehen, dass ihn keine Schuld trifft, wenn die anderen Kinder ihn zum Zielobjekt ernannt haben.
Jedes Kind ist einzigartig und wertvoll. Genau dieses Gefühl musst du ihm vermitteln. Am besten suchst du mit ihm nach Dingen, die es besonders gut kann und hilfst ihm, sich auf diese zu fokussieren.
4. Exit-Strategien für den Alltag finden
Für betroffene Schulkinder sind vor allem die Pausen eine große Qual. In diesen finden besonders starke Schikanen statt. Findet zusammen eine Strategie, die hilft, diese Situationen auszuhalten.
Mit genügend Selbstbewusstsein kann man sich den Mobbern stellen und den psychischen Angriffen mit einem lässigen Spruch begegnen. Ist ein Kind hierfür jedoch nicht stark genug oder wird es körperlich angegriffen, kann es ebenso eine sinnvolle Wahl sein, die Pausen außerhalb des Klassenzimmers zu verbringen.
5. Mediation
Bei einer Mediation kommen Mobber, Gemobbte und eine unparteiische dritte Person zusammen, die zwischen den Konfliktparteien vermitteln. Manchmal kann die Schule oder ein sozialer Verein ein solches Gespräch organisieren, um den Lösungsprozess zu begleiten.
Auf diese Weise muss sich der Betroffene nicht allein den Angreifern stellen. Ihnen vor Augen zu führen, was sie mit ihren Schikanen bei einer Person auslösen, kann manchmal zu einem Umdenken führen.
Hilfe & Strategien gegen Mobbing bei besonders schlimmen Fällen
Nicht immer kann einem betroffenen Kind soweit geholfen werden, dass es seinen Alltag wieder normal fortführen kann. Ob dies gelingt, ist abhängig von der Stärke des Mobbings, ob es Verbündete gibt oder nicht und wie groß der psychische Schaden ist, der durch die Schikanen entstanden ist.
Bessert sich die Situation für ein Kind trotz aller Bemühungen nicht, ist es ratsam, lieber zu früh als zu spät die Notbremse zu ziehen.
Der Schulwechsel
Das bedeutet, dass du einem Kind dabei helfen solltest, der Situation dauerhaft zu entkommen, zum Beispiel durch einen Umzug in eine andere Wohngegend oder einen Schulwechsel. Insbesondere ein Schulwechsel ist in der Regel nicht so einfach und nur am Ende eines Schuljahres möglich.
Manchmal lässt sich aber eine Ausnahme schaffen. Suche dir am besten Verstärkung von jemandem, der eine Weiterbildung im sozialen Bereich zu diesem Thema gemacht hat. Darüber hinaus ist es ratsam, einen Psychologen mit ins Boot zu holen. Dieser kann beispielsweise begründen, warum ein Schulwechsel sofort erforderlich ist.
Sollte ein Wechsel nicht ohne weiteres möglich sein, ist abzuwägen, ob es besser für das Kind ist, sich weiterhin den Qualen im Alltag auszusetzen oder eine Zeitlang nicht die Schule zu besuchen.
Wenn die Lehrer Verständnis zeigen und Aufgaben zur Verfügung stellen, kann Homeschooling sich als Alternative erweisen, weiterzulernen. Jedenfalls bis eine akzeptable Lösung gefunden wurde. In diesem Fall ist jedoch ein ärztliches Attest nötig. Andernfalls kann die Schule das Fehlen als Schulschwänzen werten.
Einfacher ist es, wenn das Mobbing nicht in der Schule, sondern beispielsweise innerhalb eines Vereins stattfindet. In diesem Fall kann die Mitgliedschaft einfach gekündigt und eine neue Gruppe gesucht werden. Vielleicht bietet dies auch eine gute Gelegenheit, eine ganz neue Sportart auszuprobieren.
Des Weiteren kannst du dich nach Selbsthilfegruppen in der Umgebung umhören. Mit anderen Betroffenen über die eigenen Erlebnisse zu sprechen, kann einem Kind helfen, diese besser zu verarbeiten. Außerdem zeigt es einmal mehr, dass Kinder nicht allein in dieser Situation sind.
Das Leben danach
Sobald der Horror für das Kind vorbei ist, kann theoretisch sein neues Leben beginnen. Praktisch kann aber gerade nach einem Schulwechsel der Start holprig sein, schließlich hat ein Kind auch hier erst einmal keine Freunde. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass du ihm nach wie vor beiseite stehst und es weiß, dass es bei Problemen und Herausforderungen immer auf dich zukommen kann.
Manche Personen, die als Kinder gemobbt wurden, haben noch als Erwachsener mit den Erinnerungen und seelischen Folgen zu kämpfen. Habe also Geduld und erwarte nicht, dass nach dem Ende des Mobbings sofort wieder alles so unbeschwert wie früher ist.
Vielleicht kannst du sogar zu neuen Freundschaften beitragen. Kennst du beispielsweise ein Kind in einem ähnlichen Alter, kannst du beide zusammenbringen. Ebenso kannst du dich nach sozialen Projekten umhören, bei denen Kinder unter Betreuung zusammenkommen.
Findet ein Kind auf diese Weise schnell wieder Anschluss und erfährt eine Wertschätzung seiner Persönlichkeit, verarbeitet es die vergangene Zeit besser und können positiver in die Zukunft blicken.
Wenn du Mobbingopfern dauerhaft professionell helfen möchtest, kannst du durch eine Umschulung im sozialen Bereich oder ein Coaching Inhalte aus diesem Artikel noch detaillierter erlernen. In privaten Coachings kann der Coach gezielt auf deine Fragen eingehen und ihr findet gemeinsam Lösungsansätze.
Zudem kannst du dich darüber informieren, wo man als Erzieher arbeiten kann. Womöglich entdeckst du auf diese Weise einen neuen Traumjob für dich.
Auf unsere Strategien gegen Mobbing kann übrigens ebenso zurückgegriffen werden, wenn Personen am Arbeitsplatz betroffen sind. Wann immer dir auffallen sollte, dass ein Kind oder ein Erwachsener Schikane erfährt, solltest du nicht wegschauen.
Sprich denjenigen stattdessen an und biete ihm deine Hilfe an. Je mehr Menschen für dieses Thema sensibilisiert sind, desto schneller können wir unser Ziel von einer mobbingfreien Gesellschaft erreichen.