Welche Arten von Mobbing gibt es?
Bei dem Begriff „Mobbing“ denken die meisten Menschen an Personen, die beleidigt oder geschlagen werden. Gerade die Betroffenen wissen jedoch, dass Demütigung viele Facetten haben kann.
Denn neben den verbalen und körperlichen Angriffen gibt es weitere Arten von Mobbing, unter denen viele Menschen leiden.
Denke beispielsweise an Ausgrenzung aus einer Gruppe, die Verbreitung von unvorteilhaften Fotos im Internet oder ungewollten, sexuellen Berührungen. Die Liste der möglichen Schikanen ist lang.
Am häufigsten finden Schikanen am Arbeitsplatz und in der Schule statt. Manchmal genügt schon eine falsche Bemerkung oder ein Kleidungsstück, damit ein Heranwachsender plötzlich zur Zielscheibe wird.
Ist dein Kind von Mobbing betroffen, solltet ihr Hilfe in Anspruch nehmen. Denn je mehr Menschen dein Nachwuchs hinter sich stehen hat, desto kleiner wird die Kraft der Täter.
Außerdem ist es wichtig, dass du mit deinem Nachwuchs über die Ereignisse sprichst. Damit kann er sie besser verarbeiten. Manche Kinder haben auch plötzlich Angst vor dem Tod der Eltern.
Durch die Angriffe merken sie, wie verletzlich Menschen sind. Versichere deinem Sprössling, dass du für ihn da bist und er sich keine Sorgen machen muss.
Ganz gleich, um welche Formen von Mobbing es sich handelt: Mit der richtigen Unterstützung kann sich dein Sprössling aus der schwierigen Situation befreien und wieder ein selbstbestimmtes Leben führen.
Verbales Mobbing: Worte, die wehtun
Eine häufige Form der Schikane ist das verbale Mobbing. Dabei werden die Betroffenen beleidigt oder beschimpft. Aufhänger können etwa eine ausländische Herkunft, eine andere Meinung oder das Aussehen sein.
Hat dein Kind ein großes Selbstbewusstsein, steht es über den Aussagen. Es lässt sich davon nicht einschüchtern und geht weiter seinen eigenen Weg.
Viele Heranwachsende können dem Druck jedoch nicht standhalten. Vor allem, wenn sie keine Verbündeten haben und allein dagegen ankämpfen müssen. Hinzu kommt die Angst, dass sich die Mobbingattacken auf körperliche Angriffe ausweiten.
Ein Problem ist, dass Außenstehende verbales Mobbing oftmals als harmlos einstufen. Betroffene bekommen dann Sätze wie: „Damit musst du umgehen können.“ oder „Hör doch einfach nicht hin.“ zu hören.
Doch genau das ist der falsche Weg. Wird Mobbing nicht im Anfangsstadium bekämpft, wird es immer größer. Denn die Täter hören nicht einfach auf, nur weil sich Betroffene zunächst unbeeindruckt zeigen. Stattdessen werden sie aggressiver, bis das Opfer endlich reagiert.
Mit Schlagfertigkeit hat dein Sprössling die besten Chancen, nach einer Ansage an die Täter in Ruhe gelassen zu werden. Zeigt es jedoch Angst oder wirkt eingeschüchtert, werden die Mobber ihr Spiel weiter treiben. Solange, bis sie für ihr Handeln zur Rechenschaft gezogen werden.
Oder der Betroffene schafft es, ihnen komplett aus dem Weg zu gehen. Für ein schulpflichtiges Kind ist das meist nur mit einem Schulwechsel möglich.
Betroffene leiden auch nach dem Ende des Mobbings oft noch jahrelang unter sozialen Phobien. Manche Heranwachsende trauen sich gar nicht mehr aus dem Haus. Es braucht viel Geduld und Liebe, den Kindern die Angst zu nehmen, wieder Kontakte zu Gleichaltrigen zu knüpfen.
Unterstütze deinen Sprössling, indem du ihn dazu ermutigst, außerhalb der Schule Freunde zu suchen. Das gelingt beispielsweise über Sportvereine oder die Mitarbeit bei ehrenamtlichen Projekten.
Nonverbales Mobbing: Ausgrenzung aus der Gruppe
Bei nonverbalen Schikanen handelt es sich in der Regel um soziales Mobbing. Dein Kind ist davon betroffen, wenn es von seinen Mitschülern wie Luft behandelt wird.
Versucht es zum Beispiel, mit seinen Klassenkameraden zu sprechen, zeigen diese keine Reaktion. Stößt es zu einer Gruppe hinzu, hören alle auf zu sprechen, damit dein Kind nichts mitbekommt.
Da gerade Heranwachsende andere Gleichaltrige für die persönliche Entwicklung brauchen, verletzt sie dieser Ausstoß meist sehr. Extrovertierte Kinder fühlen sich von dieser Form des Mobbings größtenteils noch mehr getroffen als introvertierte Heranwachsende.
Ein zurückhaltendes Kind ist es gewohnt, Dinge allein zu machen. Liebt es jedoch den Kontakt zu anderen Menschen, bricht plötzlich seine Welt zusammen.
Nonverbale Anfeindungen treten selten allein auf, sondern überwiegend in Verbindung mit verbalem Mobbing. Eine andere Person gar nicht zu beachten, liegt nicht in der Natur des Menschen.
Daher folgen meist irgendwann Beleidigungen wie „Wir wollen dich Assi hier nicht, hau ab!“ oder „So hässliche Menschen wie dich dulden wir hier nicht.“
Für ein Kind ist es schwer, sich aus dieser misslichen Lage zu befreien. Einige versuchen cool zu sein oder sich beliebt zu machen, indem sie Süßigkeiten für alle mitbringen. Das führt schnell dazu, dass ein Kind ausgenutzt wird.
Tut es etwas für die Gruppe, sprechen die Mitschüler mit ihm. Schraubt es die Bemühungen zurück, steht es wieder allein da. Dein Nachwuchs sollte sich niemals erpressen lassen, um gemocht zu werden!
Stattdessen kann ein Coaching mit der ganzen Klasse helfen, den Heranwachsenden die Mechanismen der Ausgrenzung bewusst zu machen. Beziehe den Lehrer in die Probleme deines Nachwuchses ein und bitte um seine Mithilfe.
Ausgrenzung in der Schule ist ein wichtiges Thema und kann jeden treffen. Machst du dies dem Schulpersonal bewusst, kann ein Trainer oder Schulsozialarbeiter für die Gruppenarbeit engagiert werden.
Körperliches Mobbing: gewaltvolle Angriffe
Verbales und nonverbales Mobbing schaden vor allem der Psyche eines Kindes. Handelt es sich um physisches Mobbing, gehen die Täter noch einen Schritt weiter und verletzen deinen Nachwuchs auch körperlich. Es beginnt meist mit vergleichsweise harmlosen Sachen.
Das Opfer wird scheinbar zufällig beiseite geschubst. Auch Taten wie ein Bein stellen oder einen Heranwachsenden mit Dingen bewerfen, sind dem Anfangsstadium des körperlichen Mobbings zuzuordnen.
Mit der Zeit werden die Mobber aggressiver. Irgendwann schlagen und treten sie auf ihr Opfer ein, sodass es körperliche Schäden davonträgt. Hinzu kommt die ständige Angst vor den Tätern. Beispielsweise hat ein Kind Angst vor lauten Geräuschen, weil es einen erneuten Übergriff fürchtet.
Ist dein Sprössling körperlichen Angriffen ausgesetzt, geht es als Erstes um seinen Schutz. Schalte das Schulpersonal sowie das Schulamt ein und mache deutlich, dass du dieses Verhalten der Mitschüler nicht akzeptierst.
Darüber hinaus solltest du alle Angriffe dokumentieren. Hat dein Kind Wunden, fotografiere diese. Zusätzlich kannst du mit ihm einen Arzt aufsuchen, der sie noch einmal protokolliert. Er kann deinem Nachwuchs auch ein Attest für die Schule ausstellen.
Zögere nicht, bei Mobbing in der Schule rechtliche Schritte einzuleiten. Den Tätern muss klar werden, dass ein solches Verhalten nicht geduldet wird. Sie können beispielsweise der Schule verwiesen werden, wenn sie noch weitere Schüler belästigt haben.
Darüber hinaus solltest du mit deinem Kind einen Psychologen aufsuchen und sein Selbstbewusstsein stärken. Besucht dein Nachwuchs beispielsweise einen Selbstverteidigungskurs, fühlt es sich nicht mehr so hilflos.
Weitere Mobbing Arten: Cybermobbing
Im Laufe der letzten Jahre hat sich das Mobbing auf das World Wide Web ausgeweitet. Vor allem die Möglichkeiten des Web 2.0 machen es Tätern leicht, andere Personen anzugreifen.
Denn in sozialen Netzwerken können sie sich hinter Fantasie-Profilen verstecken. Sie beschimpfen, bedrohen und beleidigen andere Personen – ohne dass die Betroffenen wissen, wer sich dahinter verbirgt.
Diese Anonymität macht es noch schwerer, gegen die Täter vorzugehen. Dennoch bist du nicht komplett hilflos!
Sagt dein Nachwuchs zu dir „Ich werde gemobbt“ und zeigt dir die entsprechenden:
- Kommentare,
- Nachrichten oder
- Fotos im Netz,
solltest du zunächst einen Screenshot davon machen. Anschließend forderst du den Betreiber der Seite auf, das entsprechende Material umgehend zu löschen.
Da im Internet generell ein lockerer Umgangston herrscht, fragen sich viele Mütter, ab wann von Mobbing die Rede ist. Die Grenzen zwischen einer lustigen Bemerkung und einer Beleidigung verschwimmen schnell.
Sobald dein Kind jedoch persönlich angegriffen wird, ist dies als Mobbing einzustufen. Ein Angriff äußert sich im Netz beispielsweise in Form von Beleidigungen, dem Androhen von Gewalt oder Rufschädigung.
Hinzu kommt, dass oft Fotos oder Videos von Opfern im Internet hochgeladen werden. Schon aus datenschutzrechtlicher Sicht ist dies jedoch nicht zulässig. Ein Problem hierbei ist, dass sich Bilder schnell im Internet verbreiten, sobald diese einmal veröffentlicht wurden.
Möchtest du sichergehen, dass wirklich alle Inhalte gelöscht wurden, kannst du hierfür eine spezielle Agentur beauftragen. Wer die Medien jedoch privat auf seinem Rechner abgespeichert hat, kann selbst dann nicht nachvollzogen werden.
Bei Cybermobbing ist folglich rasches Handeln gefragt: Informiere umgehend den Seitenbetreiber und teile ihm mit, welche Kommentare, Fotos und Videos deines Kindes gelöscht werden sollen.
Darüber hinaus sollte dein Nachwuchs seine gesamten Profile vorübergehend deaktivieren oder nur für ausgewählte Freunde beziehungsweise Familienmitglieder sichtbar machen.
Sexuelles Mobbing: anzügliche Bemerkungen und Übergriffe
Wenn Eltern plötzlich die Erfahrung machen „Mein Kind hat Angst vor mir“, ist das sehr erschreckend. Als Mutter fragst du dich, was hinter dieser Aussage steckt und was du falsch gemacht hast.
Tatsächlich muss der Auslöser jedoch nicht mit deinem Verhalten zusammenhängen. Es ist ebenso möglich, dass dein Nachwuchs eine traumatisierende Erfahrung gemacht hat. Nun zieht er sich komplett zurück.
Eine belastende Erfahrung kann beispielsweise ein sexueller Übergriff sein, den dein Sprössling erlebt hat. Nicht nur Mädchen sind davon betroffen, sondern ebenso Jungen. Die Täter werden immer jünger, sodass auch in der Schule sexuelles Mobbing stattfindet.
Betroffene fühlen sich nach der Tat häufig unwohl in ihrem Körper, leiden unter Schlafstörungen oder entwickeln einen Waschzwang. Vermutest du, dass dein Nachwuchs sexuell gemobbt wird, sprich ihn vorsichtig darauf an.
Opfer trauen sich eher darüber zu sprechen, wenn eine Vertrauensperson das Gespräch eröffnet. Dränge dein Kind jedoch nicht, wenn es nicht bereit ist, über seine Situation zu sprechen. Biete ihm an, dass es jederzeit zu dir kommen kann. Sorgt bei eurer Unterhaltung für eine ruhige und ungestörte Atmosphäre.
Sexuelles Mobbing beginnt jedoch nicht erst bei Übergriffen oder ungewollten Berührungen. Anzügliche Kommentare oder das Versenden von Textnachrichten und Fotos mit sexuellen Inhalten ohne Einverständnis des Empfängers zählen ebenfalls zu Mobbing. Daher findet es auch häufig im Internet statt.
Ist dein Nachwuchs von sexuellem Mobbing betroffen, solltest du die Hilfe einer Beratungsstelle in Anspruch nehmen. Dort bekommst du Tipps, wie du dein Kind schützen kannst.
Du hast nun eine umfangreiche Übersicht erhalten, welche Arten von Mobbing möglich sind. Egal, unter welcher Form dein Kind leidet: Jeder Angriff ist einer zu viel. Lasst die Täter nicht gewähren, sondern wehrt euch! Nur so wird Mobbing in der Schule entgegengewirkt.